Rehabilitation (Stuttg) 2004; 43(1): 33-41
DOI: 10.1055/s-2004-818550
Originalarbeit
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Bedarf an und Nutzen von medizinischen Rehabilitationsmaßnahmen aus hausärztlicher Sicht

Need For and Benefit of Medical Rehabilitation Measures From A General Practitioner’s PerspectiveS.  Dunkelberg1 , H.   van den Bussche1
  • 1Institut für Allgemeinmedizin, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf
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Publication Date:
13 February 2004 (online)

Zusammenfassung

Auf der Basis verschiedener methodischer Zugänge - postalische Befragungen, fallbezogene Interviews und Fokusgruppen - wurde untersucht, welche Einstellungen Hausärzte in Bezug auf den Bedarf an Rehabilitationsleistungen im Allgemeinen bzw. an einzelnen Maßnahmearten im Besonderen aufweisen und welche Nutzeneinschätzungen damit einhergehen. Ermittelt wurden eine positive Grundeinstellung im Ganzen sowie differenzierte Einstellungen in Bezug auf einzelne Maßnahmen. Einen Nutzen bescheinigen die Hausärzte in der überwiegenden Mehrzahl der Fälle, wobei sich die hausärztlichen Nutzenkriterien von den gesetzlichen in nicht geringem Umfang unterscheiden. Hausärzte und Patienten stimmen bei der Nutzeneinschätzung im Wesentlichen überein. Hausärztinnen betonen eher den Bedarf und den Nutzen, während ihre männlichen Kollegen, insbesondere in den alten Bundesländern, eine skeptischere Grundhaltung aufweisen. Die Untersuchung liefert eine Reihe von Anhaltspunkten für die Diskussion über eine Reform des Angebots und der Inanspruchnahmebedingungen der medizinischen Rehabilitation.

Abstract

With different methodological approaches (postal survey, case analyses and focus group discussions) we investigated the attitudes of general practitioners (GPs) regarding the need, demand and effectiveness of medical rehabilitative measures. General Practitioners have a rather positive attitude towards rehabilitation in general. Male GPs have a tendency to be more sceptical than female GPs. With regard to the different measures within the German system, GPs show a differentiated opinion. They see a high number of patients who have a good benefit, though their definition of benefit differs from the statutory criteria for needs and outcomes. Patients and GPs mostly agree in their estimation of the outcome. Recent political ideas on improvement of the rehabilitative system are discussed on the basis of the results.

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1 Im Mittelpunkt der Untersuchung standen Fachärzte und Fachärztinnen für Allgemeinmedizin und praktische Ärzte und Ärztinnen. Diese sind im Folgenden gemeint, wenn von Hausärzten die Rede ist.

2 Der Begriff objektiver Bedarf beinhaltet also hier - im Gegensatz zu der Sichtweise das Sachverständigenrates, wie sie eingangs dargestellt wurde - den subjektiven Bedarf nicht mehr unbedingt.

3 Die Hausärzte der Fokusgruppen benutzten die Begriffe Kur und Reha regelmäßig ohne klare Differenzierung nebeneinander. Auf Nachfrage war ihnen der Unterschied zwar bekannt, aber im allgemeinen Sprachgebrauch fehlt die Differenzierung. Daher blieben die Untersucher begrifflich - auch in den anderen Teilen der Untersuchung - bei den von den Hausärzten selbst gewählten Begrifflichkeiten, wenn es um das Rehabilitationswesen im Ganzen ging, ohne damit eine Gleichstellung implizieren zu wollen.

4 Die auf der 5-stufigen Skala erzielten Skalenwerte wurden dazu nach entsprechender Umpolung addiert und diese Summe wiederum in drei, annähernd gleich große Bereiche unterteilt (4-9, 10-14, 15-20).

5 Die vergleichbar formulierten Skalen waren 5-stufig (lehne ganz ab - stimme voll zu). Völlige Übereinstimmung bedeutet die Vergabe gleicher Werte, gleichgerichtete Übereinstimmung die Vergabe benachbarter Skalenwerte, Abweichung wurde als gegeben angenommen, wenn die Skalenwerte um 2 oder mehr Punkte abwichen.

Sandra Dunkelberg

Institut für Allgemeinmedizin, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf

Martinistraße 52

20246 Hamburg

Email: dunkelbe@uke.uni-hamburg.de

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