Z Gastroenterol 2004; 42 - AB_5_194
DOI: 10.1055/s-2004-816219

Neurokognitive Störungen während einer Kombinationstherapie mit Interferon alpha-2b und Ribavirin bei chronischer Hepatitis C

MR Kraus 1, A Schäfer 1, M Scheurlen 1
  • 1Medizinische Poliklinik der Universität Würzburg

Hintergrund:

Konzentrations- und Gedächtnisprobleme werden häufig von Patienten mit chronischer Hepatitis C (CHC) geschildert, die eine interferonhaltige Therapie erhalten. Daher untersuchten wir den kognitiven Leistungsbereich (Aufmerksamkeit, Konzentration, Gedächtnis) prospektiv bei Patienten mit CHC.

Methoden:

Bei 70 Patienten mit CHC wurden unter Interferontherapie in einer Längsschnittstudie Wiederholungsmessungen mit computergestützten neuropsychologischen Testverfahren durchgeführt. Die neurokognitive Leistungsfähigkeit wurde mit Hilfe der „Testbatterie zur Aufmerksamkeitsprüfung“ (TAP, Subtests „Alertness“, „Geteilte Aufmerksamkeit“, „Vigilanz“ und „Arbeitsgedächtnis“) erfasst. Zusätzlich wurden Depressionswerte mit dem psychometrischen Instrument HADS-D erhoben (Hospital Anxiety and Depression Scale).

Ergebnisse:

Die Reaktionszeiten stiegen in allen TAP-Subtests im Therapieverlauf signifikant an. Bei den Patienten unserer Studie hielt diese Erhöhung während der antiviralen Therapie an. Genauigkeitsmaße (z.B. Fehlreaktionen oder Auslassungen) waren ausschließlich im Subtest Arbeitsgedächtnis signifikant betroffen. Nach Ende der antiviralen Therapie erreichte die neurokognitive Leistungsfähigkeit wieder das Ausgangsnivieau. Weiterhin wurden keine Zusammenhänge zwischen den Aufmerksamkeitsstörungen und anderen Therapienebenwirkungen (Depression, ribavirininduzierte Anämie) gefunden.

Diskussion:

Die antivirale Kombinationstherapie bei der CHC mit (pegyliertem) Interferon alfa-2b und Ribavirin verursacht eine signifikante und für die Therapiedauer persistierende Verschlechterung der neurokognitiven Leistungsfähigkeit. Diese ist jedoch nach Absetzen der Therapie reversibel. Es sind weitere Untersuchungen notwendig, um die Konsequenzen und Bedeutung dieser Ergebnisse für die konkreten Anforderungen im Alltags- und Berufsleben der Patienten abschätzen zu können.