Klin Monbl Augenheilkd 2004; 221(8): 702-705
DOI: 10.1055/s-2004-813268
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Traumatische Optikusneuropathie - der aktuelle Stand

Traumatic Optic Neuropathy - The Present StateH. Wilhelm1
  • 1Universitäts-Augenklinik, Tübingen
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Eingegangen: 28.1.2004

Angenommen: 30.3.2004

Publication Date:
02 September 2004 (online)

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Zusammenfassung

Ein direktes oder ein indirektes Trauma kann den Sehnerven so schädigen, dass ein bleibender Verlust des Sehvermögens resultiert. Die Diagnose einer traumatischen Optikusatrophie ist aufgrund ungünstiger Untersuchungsbedingungen nicht immer einfach und sollte nur dann gestellt werden, wenn sie sich durch einen klaren objektiven Untersuchungsbefund bestätigen lässt, vornehmlich durch den Nachweis eines relativen afferenten Pupillendefekts oder durch ein eindeutig pathologisches Blitz-VEP. Therapeutisch werden sowohl die operative Dekompression (auch ohne direkte Verletzung des Nerven) als auch die Megadosis-Steroidtherapie oder die Kombination von beidem empfohlen. Es gibt allerdings auch spontane Besserungen und eine multizentrische große Studie konnte für keine Maßnahme einen signifikanten Vorteil zeigen, auch nicht gegenüber dem Spontanverlauf. Allerdings war die Studie nicht randomisiert. Im Tierversuch konnte sogar ein ungünstiger Effekt der Steroidgabe gezeigt werden. Im Moment kann nur in jedem Fall individuell entschieden werden, ohne dass eine evidenzbasierte Empfehlung formuliert werden kann.

Abstract

Direct or indirect trauma may damage the optic nerve and result in permanent visual loss. The diagnosis of traumatic optic neuropathy is not always straightforward and is complicated by unfavourable circumstances for the examination. The diagnosis should only by established if it can be based on a clear objective finding, a relative afferent pupillary defect or a pathological flash-evoked visual response. Concerning therapy, surgical decompression (even without direct injury to the nerve) or megadose steroids or both in combination have been recommended. But even spontaneous improvement may occur. A large multicentre study could not demonstrate a significant advantage for any of the measures recommended, not even against the spontaneous course. However, the study was not randomised. In animal experiments steroids have shown an unfavourable effect. Currently, therapeutic decisions have to be made on an individual basis, in the absence of any evidence-based recommendations.

Literatur

Prof. Dr. med. Helmut Wilhelm

Universitäts-Augenklinik, Abt. für Pathophysiologie des Sehens und Neuroophthalmologie

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