ZFA (Stuttgart) 2004; 80(1): 9-13
DOI: 10.1055/s-2004-44878
Versorgung

© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen - Wunsch und Wirklichkeit

The Institute for Quality and Efficiency in the German Health Care System - Wishes and RealityG. Glaeske1
  • 1Zentrum für Sozialpolitik (ZeS), Forschungseinheit Arzneimittelforschung Universität Bremen
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Publication Date:
10 February 2004 (online)

Zusammenfassung

Das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen wird die Aufgabe haben, Qualität und Effizienz in der medizinischen Versorgung für die Patientinnen und Patienten der gesetzlichen Krankenkassen GKV sicherzustellen und wenn notwendig zu verbessern. Es war zunächst als unabhängiges wissenschaftliches Zentrum für Qualität in der Medizin geplant, das ähnlich wie das britische National Centre of Clinical Excellence (NICE) die vorliegende und publizierte Evidenz aufbereitet und Entscheidungen vorbereitet, die für den Leistungsbereich der GKV Relevanz haben. In den politischen Diskussionen haben die Organisationen der Ärzte und Krankenkassen dieses zunächst geplante Zentrum jedoch mit Nachdruck als staatliches und zentralistisches Institut bekämpft und stattdessen ein Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen vorgeschlagen, das nah zu dem gemeinsamen Bundesausschuss der Ärzte und Krankenkassen angesiedelt wird. Ob diese Konstruktion der Unabhängigkeit des Institutes nutzen wird, wird in dem folgenden Beitrag eher bezweifelt, da es immer wieder Beispiele für Entscheidungen im Bundesausschuss der Ärzte und Krankenkassen gab, die von starken Interessen geleitet waren. Die Unabhängigkeit wäre aber umso wichtiger gewesen, als das Institut sowohl Leitlinien erstellen wie Nutzenbewertungen von Arzneimitteln durchführen und verständliche Patienteninformationen veröffentlichen soll. Die ursprünglichen Wünsche an ein deutsches NICE konnten damit nicht umgesetzt werden, in der Wirklichkeit konnte sich die Politik gegen die starken Interessengruppen Ärzte und Krankenkassen nicht durchsetzen.

Abstract

The Institute for Quality and Efficiency in the German Health Care System will have the duty to ensure quality and efficiency in medical care for all patients covered by the statutory health insurance companies (GKV) and to improve treatment if necessary. Months ago it was planned to establish an independent working Scientfic Centre for Quality in Medicine modelled after the British National Institute of Clinical Excellence (NICE) with the duties to evaluate the published evidence and to prepare decisions for the catalogue of medical care being relevant for the GKV. During the political discussions the associations of medical doctors on the one hand and of health insurance companies on the other the proposal of founding such a centre was strongly rejected as a governmental and centralistic working unit which would not be accepted. Instead of a centre they proposed an institute situated near by their associates. Whether this construction is as independent as the former planned centre is doubted in the following contribution because of decisions in the past being influenced by strong interests of either the doctors or the sick funds associations or both. But independency would be strongly necessary as the institute has the duty to decide about guidelines, to evaluate effectiveness studies for drugs and to publish medical information for patients. Health politics couldn't succeed in establishing a German NICE against the interests of doctors and health insurance companies, the reality was stronger than the wishes of medical experts.

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Prof. Dr. Gerd Glaeske

Mitglied des Sachverständigenrates für die Konzertierte Aktion im Gesundheitswesen

Zentrum für Sozialpolitik (ZeS), Forschungseinheit ArzneimittelversorgungsforschungUniversität Bremen

Parkallee 39

28209 Bremen

Phone: 04 21-2 18-44 01/44 03

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