Aktuelle Neurologie 2003; 30(8): 390-396
DOI: 10.1055/s-2003-42818
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© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Interventionelle Therapie der neurogenen Blasenentleerungsstörungen

Interventional Therapy in Neurogenic Bladder DysfunctionC.  van der Horst1 , C.  Seif1 , A.  Bannowsky1 , F.  J.  Martinez Portillo1 , P.  M.  Braun1 , K.  P.  Jünemann1
  • 1Urologische Klinik und Poliklinik Kiel, Universitätsklinikum Schleswig-Holstein
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Publication Date:
09 October 2003 (online)

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Zusammenfassung

Neurogene Blasenentleerungsstörungen führen, wenn nicht adäquat behandelt, zur erheblichen Beeinträchtigung der Lebensqualität der betroffenen Patienten. Das Auftreten einer Inkontinenz kann zu einer sozialen Isolation der möglicherweise schon durch ihre neurologische Grunderkrankung stark beeinträchtigten und im Aktivitätsradius eingeschränkten Patienten führen. Eine optimale urologische Versorgung dieser Patienten reduziert unnötigen pflegerischen Aufwand, Zeit sowie nicht unerhebliche Folgekosten einer Inkontinenz. Mittel- und langfristig können aus neurogenen Blasenentleerungsstörungen lebensbedrohliche und lebensverkürzende Funktionsstörungen entstehen, die - wenn nicht adäquat behandelt - bis zum terminalen Nierenversagen führen. Neuere Erkenntnisse zu den pathophysiologischen Zusammenhängen dieser Blasendysfunktionen haben dazu beigetragen, dass heute neben der pharmakologischen Therapiekomponente ein ausreichend breites Spektrum an interventioneller Therapie zur Verfügung steht. Auch Patienten mit Harnblasendysfunktion, die sich nach vielen frustranen konservativen Behandlungsversuchen bereits „am Ende der Fahnenstange” glaubten, können heute Therapieoptionen angeboten werden. In dieser Übersicht werden die verschiedenen invasiven Therapieoptionen in der urologischen Therapie der neurogenen Blasenentleerungsstörungen vorgestellt. Als neuere Therapieverfahren werden die urologische Anwendung von Botulinumtoxin A sowie die sakrale Neuromodulation erläutert. Ziel ist es, neurologischen Patienten eine Verbesserung der Lebensqualität zu ermöglichen und die früher stark eingeschränkte Lebenserwartung durch eine frühzeitige optimale neurourologische Versorgung auch mit invasiven Maßnahmen zu verbessern.

Abstract

Neurogenic bladder dysfunction can lead to a decrease in quality of life. Upcoming incontincence in patients suffering from neurological diseases already limitted by a impaired operating range, may end in social isolation. Appropiate urological management of these bladder dysfunctions will safe nursing time, decrease charges on health treatment and improve quality of life. If these voiding disorders are not treated consequently, life-threatening impairement of renal function can follow. Recent findings and the understanding on the pathophysiology of bladder function lead, beside an adequate pharmocological treatment, to different options of more invasive procedures in the management of neurogenic voiding disorders. Even patients which are thought to be beyond medical help can profit from interventional urologic therapy. This article reviews different invasive urologic procedures on neurogenic bladder dysfunction. Intravesical injection of Botulinum toxin and sacral neuromodulation are explained. Improvement on quality of life, life expectancy and patients satisfaction must be the first aim on neuro-urologic management of neurogenic badder dysfunction, even by using more invasive surgical procedures.

Literatur

Dr. med. Christoph van der Horst

Klinik für Urologie im Universitätsklinikum Kiel

Arnold-Heller-Straße 7

24105 Kiel

Email: cvanderhorst@urology.uni-kiel.de