Aktuelle Neurologie 2002; 29(6): 282-287
DOI: 10.1055/s-2002-32914
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© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Neurologische Komplikationen nach Organtransplantation

Neurological Complications after Solid Organ and Bone Marrow TransplantationA.  Straube1 , P.  Sostak1 , C.  S.  Padovan1
  • 1Neurologische Klinik und Poliklinik (Direktor: Prof. Dr. med. Dr. h. c. Th. Brandt, FRCP), Klinikum Großhadern, Universität München
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Publication Date:
25 July 2002 (online)

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Zusammenfassung

Der Fortschritt in der Transplantationsmedizin führt dazu, dass eine zunehmend größere Zahl von Patienten langfristig überleben. Eine direkte Konsequenz daraus ist, dass neben den akuten neurologischen Komplikationen, die in der Regel innerhalb der ersten Wochen auftreten, zunehmend auch neurologische Komplikationen im Langzeitverlauf im ambulanten Bereich zu beobachten sind. Grundlage differenzialdiagnostischer Überlegungen dabei kann neben der zeitlichen Dimension (akut versus chronisch) auch eine mehr ätiologieorientierte Einteilung sein: Dabei können Komplikationen, die durch die Transplantation selber bedingt sind, unterschieden werden von ZNS-Infektionen, von neurotoxischen Nebenwirkungen der notwendigen Immunsuppression, von sekundären ZNS-Neoplasien und - bei der Gruppe der allogen Knochenmarktransplantierten - von immunologisch bedingten Komplikationen. Mit deutlichen Unterschieden zwischen den einzelnen Organtransplantationen sind die vaskulären und erregerbedingten entzündlichen Komplikationen die klinisch am häufigsten und für den weiteren Verlauf am bedeutensten. Dagegen sind die direkt neurotoxischen Nebenwirkungen der Immunsuppressiva (Ciclosporin und Tacrolimus) in den letzten Jahren durch ein besseres Monitoring der Serumspiegel und die Einführung von weiteren Medikamenten, die es erlauben die Basismedikation anders zu dosieren, seltener zu beobachten. Allerdings wurde durch die wachsende Anzahl von langzeitimmunsupprimierten Patienten in den letzten Jahren das Auftreten von sekundären Neoplasien vermehrt auch im neurologischen Fachgebiet berichtet.

Abstract

Advances made in transplantation medicine have led to an increase in the number of long-term survivors. A consequence is that besides acute neurological complications, which generally occur in the first weeks, more late complications can be observed in outpatients. Differential diagnostic considerations can be based on either the time since transplantation (acute versus chronic) or alternatively a more etiological classification; such as complications due to the procedure itself, e.g., the surgical procedure or secondary metabolic disturbances, infections of the central nervous system, neurotoxic side effects of immunosuppression, secondary central nervous malignancy, and immunological complications in patients receiving allogenic bone marrow transplantations. Depending on the degree of necessary immunosuppression, the most frequent complications are central nervous infections, e.g., Epstein Barr virus, cytomegalo virus, aspergillus, and toxoplasmosis. Vascular complications are seen less often, generally after heart or lung transplantation. Improved drug monitoring in recent years has reduced the neurotoxic side effects of the immunosuppressive treatment, but the rising number of long-term survivors and patients on immunosuppression is also associated with increased numbers of secondary malignancy of the brain.

Literatur

Prof. Dr. med. A. Straube

Neurologische Klinik und Poliklinik · Klinikum Großhadern

Marchioninistraße 15

81377 München

Email: astraube@brain.nefo.med.uni-muenchen.de