Aktuelle Neurologie 2002; 29: 58-60
DOI: 10.1055/s-2002-27809
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Sicherheit von Antiepileptika bei Kindern

Ein vernachlässigtes Thema?Antiepileptic Drug Safety in ChildhoodA Neglected Problem?Ulrich  Brandl1
  • 1Abteilung für Neuropädiatrie, Klinik für Kinder- und Jugendmedizin, Universitätsklinikum Jena
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Publication Date:
03 May 2002 (online)

Die Sicherheit von Arzneimitteln im Kindesalter ist in der letzten Zeit wegen des umstrittenen, in dieser Patientengruppe häufigen „Off-Label”-Einsatzes von Medikamenten, also der Verordnung außerhalb der festgelegten Indikationen stärker beachtet worden [1] [2]. Bei einer europäischen Umfrage [3] erhielten mehr als ⅔ der Kinder Medikamente, die für den Einsatz in der jeweiligen Altersgruppe nicht zugelassen waren. Das bedeutet, dass der Zulassungsbehörde keine ausreichende Zahl von in Studien untersuchten Anwendungen bei Kindern vorgelegt werden konnten. Dies trifft auch für (neue) Antiepileptika zu. Andererseits beginnen ohne Berücksichtigung der Altersepilepsien mehr als 50 % aller Epilepsien unterhalb von 10 Jahren und davon wiederum ein großer Anteil unterhalb von zwei Jahren (Abb. [1]).

Abb. 1 Altersverteilung des Neubeginns von Epilepsien.

Unter diesen Kindern befinden sich viele Patienten mit unbefriedigender Anfallskontrolle oder einem ungünstigen Wirkungs-Nebenwirkungs-Verhältnis. Es besteht also ein berechtigtes Interesse daran, neue Therapieformen zum frühest möglichen Zeitpunkt einsetzen zu können. Eine Zulassung für das Kindesalter erfolgt jedoch für die meisten Antiepileptika erst Jahre nach der Erwachsenenzulassung, oft liegen bei der Markteinführung noch gar keine Ergebnisse von Kinderstudien vor. Für die epidemiologisch relevante Gruppe von Kindern unter zwei Jahren werden häufig gar keine Studien durchgeführt. Dies führt zu einer großen Zahl von Behandlungsfällen ohne ausreichende Sicherheitsdaten für die behandelte Patientengruppe.

Literatur

  • 1 Bonati M, Choonara I, Hoppu K. et al . Closing the gap in drug therapy.  Lancet. 1999;  353 1625
  • 2 Walter-Sack I, Haefeli E. Arzneimittelsicherheit auch für Kinder.  Dt Ärztebl. 2001;  98 447-449
  • 3 Conroy S, Choonara I, Imoicciatore P. et al . Survey of unlicensed and off label use in pediatric wards in European countries.  Br med J. 2000;  320 79-82
  • 4 Scheffner D, König S, Rauterberg I. Fatal liver failure in 16 children with valproate therapy.  Epilepsia. 1988;  29 530-543
  • 5 Ikonomidou C, Bittigau P, Koch C. et al . Neurotransmitters and apoptosis in the developing brain.  Biochem-Pharmacol. 2001;  62 401-405
  • 6 Farwell J R, Lee Y J, Hirtz D G. Phenobarbital for febrile seizures; effects on intelligence and on seizure recurrence.  N Engl J Med. 1990;  322 364-369
  • 7 American Academy of Pediatrics (AAP), Committee on Drugs . Guidelines for the ethical conduct of studies to evaluate drugs in pediatric populations.  Pediatrics. 1995;  95 286-294
  • 8 Conroy S, McIntyre J, Choonara I, Stephenson T. Drug trials in children: problems and the way foreward.  Br J Clin Pharmacol. 2000;  49 93-97
  • 9 Fröhlich U. Forschung wider Willen? Rechtsprobleme biomedizinischer Forschung mit nichteinwilligungsfähigen Personen. Schriftenreihe Medizinrecht. Berlin, Heidelberg; Springer-Verlag 1999: 16-20
  • 10 Doose H, Sitepu B. Childhood epilepsy in a German city.  Neuropediatrics. 1983;  14 220-224

Prof. Dr. med. Ulrich Brandl

Abteilung für Neuropädiatrie · Klinik für Kinder- und Jugendmedizin · Universitätsklinikum Jena

07740 Jena

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