Neurophysiologische Analyse zentralnervöser Nebenwirkungen von Antiepileptika

Die medikamentöse Behandlung von Epilepsiepatienten ist oft erfolgreich, geht aber leider bei einem nicht unerheblichen Teil der Patienten mit unerwünschten Wirkungen der Antiepileptika einher [1]. Das Nebenwirkungsprofil der Substanzen spielt für die Indikationsstellung eine zunehmend wichtige Rolle. In den letzten Jahren sind mehrere neue Antiepileptika entwickelt worden, deren Nebenwirkungsprofil sich von den herkömmlichen Mitteln z. T. erheblich unterscheidet [2] [3] [4]. Umso wichtiger ist es, frühzeitig eine Einschätzung der zu erwartenden unerwünschten Wirkungen zu erhalten. Üblicherweise werden Fragebogen hierfür eingesetzt. Die Befragungen, die Bestandteil der Zulassungsstudien sind, werden durch eine Vielzahl von Faktoren beeinflusst. Bereits bei Plazeboeinnahme berichten ca. 10 % der Patienten über unerwünschte Effekte. Die Bereitschaft, unerwünschte Wirkungen zu tolerieren, hängt auch von der Wirkung einer Substanz ab. Viele Patienten werden manche unerwünschte Wirkungen tolerieren, sofern die Wirkung der Substanz auf die Anfallsfrequenz und -schwere deutlich positiv ausfällt. Die gleiche Nebenwirkung würde aber rasch als intolerabel erlebt werden, wenn sich kein positiver Effekt auf die Anfallssituation zeigt.

Objektiven Daten zum Nebenwirkungsprofil kommt besonders bei der Entwicklung neuer Substanzen eine hohe Bedeutung zu. Eine Reihe von neurophysiologischen Methoden wie Posturographie, Elektrookulographie, Elektroretinographie, neuropsychologische Test, EEG und evozierte Potenziale können objektive und quantifizierbare Daten zu unerwünschten zentralnervösen Wirkungen von Antiepileptika bieten. Im Folgenden werden wir auf die Untersuchung der Augenbewegungen (Elektrookulographie), der Standkontrolle (Posturographie) und der Auge-Hand-Kontrolle unter dem Aspekt der Einschätzung zentralnervöser unerwünschter Wirkungen von Antiepileptika ausführlicher eingehen.

Literatur

• 1 Anonymous . Adverse reactions to antiepileptic drugs: a multicenter survey of clinical practice. Collaborative Group for Epidemiology of Epilepsy.  Epilepsia. 1986;  27 323-330
• 2 Cohen A F, Ashby L, Crowly D. et al . Lamotrigine (BW430C), a potential anticonvulsant. Effects on the central nervous system in comparison with phenytoin and diazepam.  Br J Clin Pharmac. 1985;  20 619-629
• 3 Hamilton M J, Cohen A F, Zuen A WC. et al . Carbamazepine and lamotrigine in healthy volunteers: relevance of early tolerance and clinical trial dosage.  Epilepsia. 1993;  34 166-173
• 4 Lempert T, Ried S, Schmidt D. Addition of vigabatrin has no effect on eye movements and posture control. In: Brandt T, Paulus W, Bles W, Dieterich M, Krafczyk S, Straube A (eds) Disorders of posture and gait. Stuttgart; Thieme 1990: 358-360
• 5 Bittencourt P R, Gresty M A, Richens A. Quantitative assessment of smooth-pursuit eye movements in healthy and epileptic subjects.  J Neurol Neurosurg Psychiatry. 1980;  43 1119-1124
• 6 Tedeschi G, Casucci G, Allocca S. et al . Neuroocular side effects of carbamazepine and phenobarbital in epileptic patients as measured by saccadic eye movements analysis.  Epilepsia. 1989;  30 62-66
• 7 Leigh R J, Zee D. The neurology of eye movement. Philadelphia; Davis 1991
• 8 Peck A W. Clinical pharmacology of lamotrigine.  Epilepsia. 1991;  32, Suppl 2 9-12
• 9 Noachtar S, v Maydell B, Fuhry L. et al . Gabapentin and carbamazepine affect eye movements and posture control differently: a placebo controlled study of acute CNS side effects in healthy volunteers.  Epilepsy Res. 1998;  31 47-57
• 10 Brodie M J, Overstall P W, Giorgi L. Multicentre, double-blind, randomised comparison between lamotrigine and carbamazepine in elderly patients with newly diagnosed epilepsy. The UK Lamotrigine Elderly Study Group.  Epilepsy Res. 1999;  37 81-87