Gesundheitswesen 2001; 63: 101-105
DOI: 10.1055/s-2001-16419
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Schwangerschaft und Substanzabhängigkeit

Pregnancy and Substance DependencyD. Kraigher, S. Schindler, R. Ortner, G. Fischer
  • Drogenambulanz, Klinische Abteilung für Allgemeine Psychiatrie, Universitätsklinik für Psychiatrie, AKH Wien
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Publication Date:
24 August 2001 (online)

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Zusammenfassung

Substanzabhängigkeit in der Schwangerschaft stellt nicht nur für die Mutter, sondern auch für den Fetus und das Neugeborene eine besondere Gefährdung dar. Das Problem der Substanzabhängigkeit Gravider betrifft nicht nur illegale Substanzen, sondern in weitaus größerem Ausmaß legale Substanzen wie Alkohol und Nikotin. Im Unterschied zu den meisten anderen Suchtmitteln sind jedoch Opioide nicht zytotoxisch oder teratogen. Das primäre Ziel der Therapie der Opioidabhängigkeit sollte die Stabilisierung der Patientinnen im Rahmen einer Opioiderhaltungstherapie sein. Auf die Gefahr einer Idealisierung der Abstinenz während der Schwangerschaft sollte hingewiesen werden, zumal diese zu einer gehäuften Anzahl von Frühgeburten und Spontanaborten führen kann und die Gefahr des illegalen Zusatzkonsums ansteigt. Daher sollte nach der 32. Schwangerschaftswoche von Dosisreduktionen oder Detoxifizierungen abgesehen werden.

Ideal scheint der multiprofessionelle und interdisziplinäre Therapieansatz in der Risikopopulation substanzabhängiger schwangerer Patientinnen, der unter spezifischer Berücksichtigung der diversifizierten Opioiderhaltungstherapie zu einer Stabilisierung der Graviden und zu gesunden Neugeborenen führt.

Das positive Therapieansprechen von schwangeren Frauen mit Opioidabhängigkeit auf eine diversifizierte Erhaltungstherapie sollte zu etablierten Standards dieses Behandlungsangebotes führen. Weiterhin sollten einheitliche Therapiestandards zur Behandlung des neonatalen Entzugssyndroms entwickelt werden.

Pregnancy and Substance Dependency

Substance dependency in pregnancy leads to severe health risks for the expecting mother and for the foetus and the new-born. The problem of substance dependent pregnant women lies not only in the use of illegal substances but also to a high degree in the use of legal substances such as alcohol and nicotine. In contrast to most other substances of abuse, opioids do not show cytotoxic or teratogenic characteristics. The primary goal should be the stabilisation of the patient and a reduction of additional illicit consumption. The ideal goal of abstinence is difficult to reach and often puts the women under enhanced risks. Detoxification after week 32 should not be undertaken in order to avoid preterm delivery.

It should be standardised that a multiprofessional and interdisciplinary therapeutical care leads to a stabilisation in opioid dependent pregnant addicts and therefore improves the outcome for neonates. Special awareness needs to be addressed towards the diversification of opioid maintenance therapy.

Based on the positive results in opioid maintenance therapy in pregnant opioid dependent women, it will be required to establish standards. Furthermore there is a need to establish consistent guidelines for the treatment of the neonatal abstinence syndrome.

Literatur

Univ.-Prof. Dr. G. Fischer

Drogenambulanz
Klinische Abteilung für Allgemeine Psychiatrie
Universitätsklinik für Psychiatrie
AKH Wien

Währingerstraße 18-20

1090 Wien

Österreich

Email: gabriele.fischer@akh-wien.ac.at