Aktuelle Ernährungsmedizin 2001; 26(1): 30-34
DOI: 10.1055/s-2001-11613
IN DER DISKUSSION
In der Diskussion
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Kalziumzufuhr bei Kindern und Jugendlichen im Licht der Empfehlungen (D-A-CH-Referenzwerte 2000)

K. Widhalm, M. Zavrel, E. Reithofer
  • Universitätsklinik für Kinder- und Jugendheilkunde, Wien
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Publication Date:
28 April 2004 (online)

Einleitung

Das Erreichen der maximalen Knochendichte während des Kindes- und Jugendalters wird als ein wichtiger Grundstein zur Vermeidung von osteoporosebedingten Frakturen in späteren Lebensjahren betrachtet. Laut WHO ereignen sich weltweit die meisten Schenkelhalsfrakturen in Europa und Nordamerika und Daten der Internationalen Osteoporose-Stiftung zufolge erleidet alle 30 Sekunden ein EU-Bürger eine Fraktur als Folge seiner Osteoporoseerkrankung. Dies bringt nicht nur eine Einschränkung der Lebensqualität der Betroffenen mit sich, sondern bedeutet auch einen enormen Kostenaufwand für deren Behandlung. Daraus wird ersichtlich, dass der Prävention der Osteoporose eine besonders wichtige Rolle zukommt.

Die Knochendichte jedes Menschen unterliegt einer Vielzahl von Einflüssen: Genetische und hormonelle Faktoren, Ernährungsweise, körperliche Aktivität sowie UV-Licht-Exposition wirken sich im Zusammenspiel unter anderem auf die Qualität der Knochensubstanz aus. Besonders große Bedeutung wird jedoch der Kalziumzufuhr beigemessen, da eine ausreichende Versorgung im Kindes- und Jugendalter zum Erreichen einer hohen Knochendichte führt und auf diese Weise im späteren Leben das Risiko einer Osteoporoseerkrankung reduzieren soll. Ob der Gewinn an Knochenmasse durch hohe, in der Jugend verabreichte Mengen Kalzium jedoch bis in spätere Jahre beibehalten wird, wird in letzter Zeit vielfach diskutiert. Ernährungsgesellschaften aus Deutschland, Österreich und der Schweiz haben kürzlich Ernährungsempfehlungen herausgegeben die eine Erhöhung der Kalziumzufuhr für Kinder und Jugendliche fordern: So lautet die empfohlene Tagesdosis für Säuglinge ( 0 bis unter 4 Monate) 220 mg, für solche von 4 bis unter 12 Monaten 400 mg, für Kinder zwischen 1 und unter 4 Jahren 600 mg, für die Altersgruppe von 4 bis unter 7 Jahren 700 mg, für die zwischen 7 und unter 10 Jahren 900 mg, für 10 bis unter 13 Jahre 1100 mg und für Jugendliche zwischen 13 und unter 19 Jahren 1200 mg [1]. Diese Werte erscheinen insbesondere für Kinder und Jugendliche über 10 Jahre außerordentlich hoch und es erhebt sich einerseits die Frage, ob derartige Mengen überhaupt gerechtfertigt sind, andererseits muss überlegt werden, ob so hohe Tagesempfehlungen mit einer üblichen Ernährung überhaupt erreichbar sind.

Literatur

  • 1  Deutsche Gesellschaft für Ernährung, Österreichische Gesellschaft für Ernährung, Schweizerische Gesellschaft für Ernährung (Hrsg). Referenzwerte für die Nährstoffzufuhr. Frankfurt; Umschau/Braus 2000
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  • 8 News S A, Robins S P, Campbell M K, Martin J C, Garton M J, Bolton-Smith C, Grubb D A, Lee S J, Reid D M. Dietary influence on bone mass and bone metabolism: further evidence of a positive link between fruit and vegetable consumption and bone health?.  American Journal of Clinical Nutrition. 2000;  71 142-151
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  • 10 Wojse K S, Specker B L. Role of calcium in bone health during childhood.  Nutrition Reviews. 2000;  58 253-268

Univ.-Prof. Dr. Kurt Widhalm

Univ. Klinik für Kinder und Jugendheilkunde

Klinische Abteilung für Neonatologie, Intensivmedizin und angeborene Störungen
Bereich Fettstoffwechsel, Adipositas und Ernährung

Währinger Gürtel 18 - 20
1090 Wien
Österreich

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