Zentralblatt für Kinderchirurgie 2000; 9(3): 98-103
DOI: 10.1055/s-2000-10637
Originalarbeit

J.A.Barth Verlag in Medizinverlage Heidelberg GmbH & Co.KG

Hundebißverletzungen im Kindesalter -Ergebnisse retrospektiver Falluntersuchungen von 1980 bis 1998

Beate Kempe1 , C. Müller1 , A. Michel2 , O.-A Festge1
  • 1Klinik und Poliklinik für Kinderchirurgie (Direktor: Prof. Dr. O.-A. Festge) und
  • 2Klinik für Kinder- und Jugendmedizin (Direktor: Prof. Dr. S.K.W. Wiersbitzky), Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin der Ernst-Moritz-Arndt Universität Greifswald
Weitere Informationen

Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
31. Dezember 2000 (online)

Preview

Zusammenfassung

Im Rahmen der Studie wurden retrospektiv alle Fälle von Hundebißverletzungen bei Kindern der vergangenen 19 Jahre untersucht, die einer stationären Behandlung bedurften. Es wurden die Daten von 175 Kindern erfaßt. Von diesen waren 72 Mädchen und 103 Knaben betroffen. Es ist ein signifikanter Anstieg der Verletztenzahlen bis 1998 erwiesen. Von 1980-89 wurden insgesamt 30, von 1990-98 145 Kinder stationär aufgenommen. Bei den 5-9jährigen Knaben war die Inzidenz am höchsten. Die Dauer des stationären Aufenthalts zeigte ab 1990 eine deutlich ansteigende Tendenz. Dabei spielte die Zunahme der operativen Versorgung komplizierter Verletzungen besonders im Gesicht der Kinder eine große Rolle. Seit 1990 wurden zunehmend simultane Tollwutvaccinationen durchgeführt. Bei der Suche nach Ursachen für Hundebißverletzungen zeigte sich eindeutig, daß die meisten Verletzungen durch Schäferhunde, ohne bewußte Provokation und von bekannten Hunden beigebracht wurden. Die spezielle Charakteristik von Bißverletzungen wird beschrieben. Therapeutische Vorgehensweisen werden besprochen, sie zeigen sich noch immer in der Literatur kontrovers diskutiert.Die Frage nach der Prävention lag bei den erschreckenden Ergebnissen dieser Studie nahe. Falscher Umgang mit dem Haustier und das oft fehlende Verständnis für die Reaktionen des Hundes sind ein Zeichen für Unwissenheit der Tierbesitzer und Kinder. Über Schulungen und gesetzliche Schritte zum Schutz der Kinder sollte nachgedacht werden.

Dog bite injuries in children - a retrospective review from 1980 to 1998

Summary

This retrospective review includes all cases of dog bite injuries in children requiring inpatient treatment at the Children's Surgery of the University of Greifswald during the last 19 years. We reviewed the data base of 175 severely injured children (103 boys and 72 girls). There has been a steady increase in the number of incidents requiring inpatient treatment from 30 patients in the period 1980 to 89 to 145 patients in the period 1990 to 98. Boys between the ages of 5 to 9 years showed the highest incidence of bite injuries. The duration of hospitalization has increased since 1990 related to the increase of operative therapy of complicated injuries, especially facial. Simultaneous rabies vaccination increased since 1990. The dogs most frequently involved in attacks to the children were German Shepherd dogs; unprovoked and known to the child. The special characteristics of dog bite injuries, methods of surgical treatment and controversies in the literature will be discussed.The worrysome result of this review raises the question of prevention. Incorrect handling of the dog and lack of understanding of the dog's reaction are evidence of the owners and the childrens ignorance. Appropriate training and legal measures to protect children should be considered.

Literatur

Korrespondenzadresse:

Beate Kempe

Klinik und Poliklinik für Kinderchirurgieder Ernst-Moritz-Arndt Universität Greifswald

Sauerbruchstraße 1

D-17489 Greifswald