Nervenheilkunde 2025; 44(07/08): 514-515
DOI: 10.1055/s-0045-1809282
Abstracts

Prädiktoren von migräne-bedingter Beeinträchtigung: Vorläufige Ergebnisse der Migräne-Avatar-Studie

Y Shiban
1   Fachbereich Psychologie, PFH Göttingen, Göttingen
,
J Fox
1   Fachbereich Psychologie, PFH Göttingen, Göttingen
2   Universitätsmedizin Göttingen, Göttingen
,
C Gaul
3   Kopfschmerzzentrum Frankfurt, Frankfurt
,
N Peperkorn
1   Fachbereich Psychologie, PFH Göttingen, Göttingen
,
J Ohse
1   Fachbereich Psychologie, PFH Göttingen, Göttingen
› Author Affiliations
 

Einleitung Migräne geht mit erheblicher funktioneller Beeinträchtigung einher, jedoch gibt es bisher kaum Studien zu Prädiktoren. Diese Studie untersucht, ob die im Fear Avoidance-Modell (FAM) postulierten Faktoren Schmerzkatastrophisieren und Attackenangst – über bereits empirisch gezeigte Einflussfaktoren hinaus – zur Beeinträchtigung bei Migräne beitragen.

Material und Methodik Diese Arbeit ist eine vorläufige Analyse einer randomisierte, kontrollierte Pilotstudie, die die kausalen Effekte von Schmerzkatastrophisieren auf die Beeinträchtigung untersucht. Für die Analyse wurde ein multiples lineares hierarchisches Regressionsmodell berechnet. Als unabhängige Variablen wurden blockweise (1) Soziodemographische und kopfschmerzbezogene Merkmale, (2) psychopathologische Merkmale und (3) FAM-Faktoren hinzugefügt.

Ergebnisse In der hierarchischen Regressionsanalyse erklärten soziodemografische und kopfschmerzbezogene Merkmale 46% der Varianz der Beeinträchtigung (korrigiertes R²=.456, p<.001). Die Hinzunahme von psychopathologischen Faktoren erhöhte die erklärte Varianz auf 55% (korrigiertes R²=.555, p<.001; Änderung in R2=.104, p<.001), FAM-Faktoren erhöhten diese weiter auf 58% (korrigiertes R²=.580, p<.001; Änderung R2=.030, p=.004), was einer großen Effektstärke entspricht. Als signifikante (p<.05) unabhängige Prädiktoren erwiesen sich berichtetes Geschlecht, Migränetage, maximale Schmerzstärke, Depressivität, Schmerzkatastrophisieren und Attackenangst. Nicht signifikante (p>.05) Variablen waren Alter, durchschnittliche Schmerzstärke, Angst und Stresserleben.

Zusammenfassung Die Ergebnisse dieser vorläufigen Analyse weisen darauf hin, dass psychologische Faktoren zur Beeinträchtigung bedeutsam beitragen. Schmerzkatastrophisieren und Attackenangst erwiesen sich, zusätzlich zu Depressivität, als unabhängige Prädiktoren. Dies ist im Einklang mit dem theoretischen Rahmen des FAM. Psychologische Interventionen zur Reduktion von Schmerzkatastrophisieren könnten das Potenzial haben, die negativen Auswirkungen von Migräne auf das Funktionsniveau zu verringern.



Publication History

Article published online:
16 July 2025

© 2025. Thieme. All rights reserved.

Georg Thieme Verlag KG
Oswald-Hesse-Straße 50, 70469 Stuttgart, Germany