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DOI: 10.1055/s-0045-1808341
Prädiktoren in den ersten 15 Lebensminuten für die Notwendigkeit einer stationären Aufnahme mit Atemunterstützungsbedarf bei späten Früh – und Reifgeborenen – eine retrospektive Analyse
Hintergrund: Die Dauer einer notwendigen Atemunterstützung in der Erstversorgung variiert je nach Schweregrad der Atemnotsymptomatik und Gestationsalter. Es ist häufig schwierig, frühzeitig einzuschätzen, ob in der Folge eine Stabilisierung eintritt oder eine stationäre Aufnahme indiziert ist. Diese Studie untersucht klinische Parameter der ersten 15 Lebensminuten als Prädiktoren für die Notwendigkeit einer stationären Aufnahme mit Atemunterstützungsbedarf>60 Lebensminuten.
Methoden: In dieser retrospektiven Datenanalyse wurden 105 Früh- und Reifgeborene (n=35 vs. 70) untersucht, die nach Kaiserschnittentbindung in den ersten 15 Lebensminuten eine Maskenbeatmung erhielten. Verglichen wurden Neugeborene, die an der neonatologischen Intensivstation mit fortlaufender Atemunterstützung aufgenommen wurden und dort eine Atemunterstützung benötigten (n=28), mit jenen, die trotz initialer Atemunterstützung nicht aufgenommen werden mussten (n=77). Neugeborene mit kongenitalen kardiopulmonalen Malformationen, kardiopulmonaler Reanimation oder endotrachealer Intubation im Rahmen der Erstversorgung wurden ausgeschlossen. Die statistische Analyse erfolgte mit SPSS (Version 29; IBM Corporation, NY, USA).
Ergebnisse: Die periphere arterielle Sauerstoffsättigung war in Lebensminute 15 bei Neugeborenen, die auf die neonatologische Intensivstation aufgenommen wurden, signifikant niedriger (91±5 vs. 94±4%, p=0,024; 95% CI 0,653–0,938; p=0,008;), das Gestationsalter ebenfalls signifikant niedriger (36+1 [34+0-40+2] vs. 38+5 [34+0-40+2] Schwangerschaftswochen; p=0,03) und die Herzfrequenz in Lebensminute 15 signifikant höher (159±17 bpm vs. 152±16 bpm; p=0,038). Die kapillär gemessenen pCO₂- (55,0±7,7 vs. 51,6±7,5mmHg; p=0,06) und Laktat-Werte (2,3; 1,0-6,0mmol/l; p=0,052) zeigten eine Tendenz zur Signifikanz mit höheren Werten bei den aufgenommenen Neugeborenen. Zwischen den beiden Gruppen zeigte sich kein signifikanter Unterschied in Bezug auf den APGAR-Score in Minute 1, 5 und 10 (8 [3-9]1/ 9 [5-10]2/9 [8-10]3 vs. 8 [4-9]1/9 [5-10]2/10 [9-10]3; p1=0,18, p2=0,38, p3=0,52), dem Nabelschnur-pH-Wert (7,32±0,04 vs. 7,31±0,05; p=0,36), der rektalen Körpertemperatur in Lebensminute 15 (36,8±0,2 vs. 36,8±0,3°C; p=0,81) oder dem mittleren arteriellen Blutdruck in Lebensminute 15 (47±10 vs. 45±9mmHg; p=0,47). Auch bei der mittels Nah-Infrarotspektroskopie gemessenen zerebralen Gewebeoxygenierung zeigte sich kein signifikanter Unterschied in Lebensminute 15 (77±4,5 vs. 77±6,2; p=0,96).
Schlussfolgerung: Neben dem niedrigerem Gestationsalter sind eine niedrigere periphere arterielle Sauerstoffsättigung und eine höhere Herzfrequenz in Lebensminute 15 bei späten Früh- und Reifgeborenen nach Kaiserschnittentbindung mit der Notwendigkeit einer stationären Aufnahme assoziiert. Weitere potenzielle Prädiktoren, wie nicht-invasive diagnostische Verfahren (z.B. Lungensonografie), sollten in zukünftigen Studien evaluiert werden.
Publication History
Article published online:
19 May 2025
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