Z Geburtshilfe Neonatol 2025; 229(03): e17-e18
DOI: 10.1055/s-0045-1808338
Abstracts
Neonatologie: Lunge/Atmung

Messsung der Lungengröße mit Ultraschall und Magnetresonanztomographie bei kongenitaler Zwerchfellhernie – Vergleich der pränatalen Bildgebungsverfahren

J Schmidt
1   Universitätsklinikum Mannheim GmbH, Klinik für Neonatologie, Mannheim, Germany
› Institutsangaben
 

Hintergrund: Die pränatale Beurteilung der kongenitalen Zwerchfellhernie (CDH) erfolgt primär durch Ultraschall, wobei das gemessene-zu-erwartende Verhältnis der Lungengröße zum Kopfumfang (o/e-LHR) als etablierter prognostischer Parameter dient. Neuere Studien legen nahe, dass Magnetresonanztomographie (MRT)-basierte Methoden, insbesondere das relative fetale Lungenvolumen (rFLV), eine verbesserte Vorhersage von Morbidität und Mortalität ermöglichen könnten. Ziel der Studie war es, pränatale Bildgebungsverfahren in Bezug auf ihre prognostische Aussagekraft zu vergleichen.

Methodik: In einer retrospektiven Kohortenstudie wurden Neugeborene mit CDH untersucht, die zwischen 01/2013 und 12/2021 in unserem Zentrum behandelt wurden und innerhalb von sieben Tagen sowohl eine pränatale Sonographie als auch eine MRT-Diagnostik erhielten. Ausschlusskriterien umfassten genetische Syndrome, zusätzliche kongenitale Anomalien sowie eine fetoskopische endoluminale Trachealokklusion (FETO). Erstes Ziel der Auswertung war der Vergleich von Ultraschall-o/e-LHR, MRT-o/e-LHR (Longest Diameter- und Tracing-Methode) sowie rFLV. Weitere Endpunkte umfassten die Notwendigkeit einer extrakorporalen Membranoxygenierung (ECMO), das Auftreten einer chronischen Lungenerkrankung (CLD) sowie das Überleben bis zur Entlassung. Die statistische Analyse erfolgte mittels logistischer Regression sowie ROC-Kurven-Analysen [1] [2] [3] [4] [5] [6] [7] [8] [9] [10] [11] [12] [13] [14] [15] [16] [17] [18] [19] [20] [21] [22] [23].

Ergebnisse: Von 293 identifizierten Föten mit CDH erfüllten 203 die Einschlusskriterien. 177 wiesen einen linksseitigen (LCDH) und 26 einen rechtsseitigen Defekt (RCDH) auf. Anhand der o/e-LHR bzw. des rFLV wurden die Patienten in vier Gruppen (extrem &quot;<15%, schwer 15-25%, moderat 25-35% und mild>35%) eingeteilt. Die ECMO-Rate betrug 47,3%, wobei 80,2% der ECMO-Fälle mit einer Leberherniation assoziiert waren (p<0,0001). Die Gesamtüberlebensrate bis zur Entlassung lag bei 76,8% und war nicht signifikant unterschiedlich zwischen LCDH und RCDH. Die o/e-LHR-Werte korrelierten signifikant mit der Überlebenswahrscheinlichkeit, während das MRT-basierte rFLV die präziseste Vorhersage ermöglichte (AUC=0,80, p<0,0001).

Schlussfolgerung: Das rFLV stellt einen vielversprechenden prognostischen Marker dar und könnte die Präzision der pränatalen Risikostratifizierung verbessern. Trotz etablierter sonographischer Standards zeigt die MRT-basierte Diagnostik Vorteile hinsichtlich der Reproduzierbarkeit und Genauigkeit. Aufgrund der weiterhin hohen ECMO-Rate selbst in prognostisch günstigen Gruppen (>35% rFLV) sollte die Geburt von CDH-Patienten in spezialisierten Zentren mit ECMO-Bereitschaft erfolgen.



Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
19. Mai 2025

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