Z Geburtshilfe Neonatol 2025; 229(03): e16
DOI: 10.1055/s-0045-1808334
Abstracts
Neonatologie: Lunge/Atmung

Aufteilen der Coffeindosis auf zwei Gaben hat geringe Effekte auf Herzfrequenz und Oxygenierung – Eine explorative Vitalwertanalyse

R Ascherl
1   Universitätsklinikum Leipzig, Kinder- und Jugendmedizin, Abteilung Neonatologie, Leipzig, Germany
,
J Koppitz
2   Universitätsklinikum Rostock, Kinderklinik, Rostock, Germany
,
U H Thome
1   Universitätsklinikum Leipzig, Kinder- und Jugendmedizin, Abteilung Neonatologie, Leipzig, Germany
› Author Affiliations
 

Zielsetzungen: Coffein ist das Mittel der Wahl zur Prophylaxe des Apnoe-Bradykardie-Syndroms bei Frühgeborenen. In der klinischen Praxis wird die tägliche Coffeindosis bisweilen nicht in einer einzelnen Gabe (Co1), sondern in zwei Gaben (Co2) verabreicht – meist mit der Hoffnung auf eine Reduktion von Tachykardien oder auf verbesserte Wirkung. Diese Praxis stützt sich vor allem auf anekdotische Evidenz. Ziel dieser Untersuchung ist es, den Nutzen der Dosisaufteilung anhand von Vitaldaten und Alarmen aus der elektronischen Patientenakte zu analysieren.

Materialien und Methoden: Die Identifikation der Umstellung von Co1 auf Co2 erfolgte durch Filterung aller Coffeingaben zwischen 2008 und 2024 nach folgenden Kriterien: Änderung von einer auf zwei Gaben am Tag, einzelne Dosis betrug 40 – 60% der Tagesdosis, Abstand der Dosen 10 – 14 h, Tagesdosis 50 – 150% der vorigen Tagesdosis und Beibehaltung von Co2 für mindestens 4 Tage. Anschließend erfolgte die Berechnung relevanter Kennzahlen in näher bezeichneten Zeitintervallen. Berechnet wurden Minima, P₁₀, P₅₀, P₉₀ und Maxima jeweils von Herzfrequenz über 24 Studen nach, der SpO₂ über 24 h nach sowie der SpO₂ 2 h vor nächsten Gabe. Zudem wurde die Zahl der Monitoralarme bezüglich Hypoxie und Tachykardie berechnet. Gegenstand der Analyse ist Vergleich der Kennzahlen beim einzelnen Wechsel: Letzter Tag mit Co1 vor dem Wechsel versus vierter Tag unter Co2 nach dem Wechsel. Vergleiche erfolgten mittels Mann-Whitney-U-Test (kanonischer Grenzwert p<0,05) und Cliff-Delta (kanonische Grenzwerte |d|<0,147 für vernachlässigbare und |d|<0,33 für geringe, |d|<0,474 für mäßige Effektstärken). Angaben als Median[P₁₀;P₉₀].

Ergebnisse: Aus den zur Verfügung stehenden 107528 Coffeindosen wurden 197 Wechsel bei 183 Patienten identifiziert. Deren Geburtsgewicht betrug 0,99[0,609;1,60] kg und das Gestationsalter 27+2[24+4;30+5] Wochen. Bei Aufteilung war das postmenstruelle Alter 32+0[28+2;35+4] Wochen und Gewicht 1,46[0,927;2,36] kg.

Die Vitalwerte zeigten nur vereinzelt signifikante Unterschiede, die Effekstärke war vernachlässigbar: SpO₂ über 24 h unterschied sich bezüglich P₁₀ signifikant (p=0,043; d=0,118). SpO₂ 2 h vor Gabe zeigte Unterschiede bezüglich Minima (p=0,019; d=0,138) und P₁₀ (p=0,043; d=0,119).

Einzig die Zahl der Hypoxiealarme nahm signifikant ab (p=0,009) und erreichte eine geringe Effektstärke (d=-0,152).

Zusammenfassung: Im Einklang mit der langen Halbwertszeit von Coffein bei Frühgeborenen führt die Aufteilung der täglichen Dosis auf zwei Gaben zwar zu statistisch signifikanten Unterschieden, doch sind deren Effektstärken klinisch unbedeutend. Lediglich die Anzahl der Hypoxiealarme zeigte tatsächlich eine geringe Abnahme. Mit der zunehmenden Verfügbarkeit großer Datenmengen werden häufiger statistisch signifikante Ergebnisse auftreten. Die Bewertung der Effektstärke wird deshalb an Bedeutung gewinnen.



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Article published online:
19 May 2025

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