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DOI: 10.1055/s-0045-1808333
Dyspnoe des Neugeborenen- manchmal eine differentialdiagnostische und therapeutische Herausforderung
Ziel: Respiratorische Probleme beim Neugeborenen sind ein bekanntes klinisches Phänomen, das meist durch eine gestörte perinatale Adaptation oder Infektion bedingt ist. Wir berichten über ein reifes Neugeborenes mit erschwerter Nasenatmung als Ursache der respiratorischen Problematik. Ziel des Case Reports ist die Darstellung des differentialdiagnostischen und therapeutischen Vorgehens bei dieser seltenen Ursache für Dyspnoe beim Neugeborenen
Anamnese und Befund: Geburt durch primäre Sectio am Termin. Unauffällige postnatale Adaptation. Im Alter von 33 Std. zunehmende Dyspnoe und Sauerstoffbedarf bei behinderter Nasenatmung. Unter Sauerstoffgabe und abschwellenden Nasentropfen Stabilisierung der resp. Situation, jedoch dtl. erschwerte Atmung während des Trinkens. Bei Inspektion Nachweis einer Verlegung der rechten Nasenhöhle. Sonographie des ZNS unauffällig. Verlegung in unsere Klinik zur Überwachung, Diagnostik, insbesondere zur Mitbeurteilung durch die HNO-Klinik, und zur Einleitung einer adäquaten Therapie.
Bei Aufnahme vitales Kind mit schnarchender Atmung. Beim Trinken an der Brust SpO2-Abfälle bis 85%, sonst unauffällige Überwachung. Nachweis einer mit dem bloßen Auge sichtbaren, nach Angaben der Mutter größenvariablen, weißlich-rötlichen Verlegung des rechten Nasenvorhofs. Kein Flüssigkeitsaustritt. Klinisch, anamnestisch und laborchemisch kein Hinweis auf eine Infektion.
Bildgebung: Am 12. Lebenstag (LT) Durchführung eines cMRT mit Kontrastmittel, dabei Nachweis einer T2 inhomogen-hyperintensen und flau kontrastmittelaufnehmenden Veränderung in Position der Riechrinne rechts mit Verlegung des Sinus sphenoidalis beidseits, rechtsseitig in den Pharynx hineinragend, mit Ausdehnung in die rechte Nasenhaupthöhle, Unterbrechung der knöchernen Strukturen der Frontobasis. Bildmorphologisch V.a. Enzephalozele, Abszess unwahrscheinlich. Am 15. LT Dünnschicht-cCT-Aufnahme zur Darstellung des Knochendefekts.
Therapie: Am 20. LT, nach interdisziplinärer Diskussion, Durchführung der transnasalen endoskopischen Resektion, Defektdeckung durch Duragel und Tachosil. Keine sicher vollständige Resektion. Komplikationsloser postoperativer Verlauf, insb. kein Auftreten einer Liquorrhoe.
Histopathologie: Glioneurales Gewebe neben zystisch formiertem epidermalem und dermalem Gewebe, daneben Anteile unverhornenden Plattenepithels und respiratorischen Epithels, damit hochgradiger V.a. reifes Teratom. Bestätigung durch Referenzpathologie.
Weiteres Prozedere: Aufgrund der nicht sicher vollständigen Resektion erneutes MRT drei Monate nach OP, dann Entscheidung über weiteres Prozedere und mögliche Re-Resektion über trankskraniellen Zugang.
Zusammenfassung: Dyspnoe beim Neugeborenen kann auch durch intranasale Prozesse, wie Enzephalozele oder Tumor, bedingt sein. Eine sorgfältige differentialdiagnostische Aufarbeitung ist erforderlich. Durch den kleinen Situs gewinnt zudem die Abwägung, ob transnasal/transkraniell operiert werden kann, große Relevanz.
Publikationsverlauf
Artikel online veröffentlicht:
19. Mai 2025
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