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DOI: 10.1055/s-0045-1808329
Nicht-invasive Behandlungsstrategie des raumfordernden unilateralen pulmonalen interstitiellen Emphysems Frühgeborener
Einleitung: Das pulmonale interstitielle Emphysem (PIE) ist eine schwere Komplikation, die vor allem sehr unreife Frühgeborene betrifft. Meist in Assoziation mit mechanischer Beatmung und Volu- wie Barotraumata kommt es zur Ruptur von Atemwegepithel mit konsekutiver Luftleckage und air trapping im Interstitium des Lungenparenchyms. In der Folge können eine Beeinträchtigung des Gasaustausches, weitere air leak-Erkrankungen wie Pneumothorax bzw. -mediastinum oder chronische Lungenschädigungen sein. Das PIE selbst kann aber auch raumfordernde Wirkung auf nicht betroffene Lungenabschnitte haben. Standardisierte Behandlungskonzepte fehlen bislang ebenso wie randomisierte Studien zur Behandlung eines PIE. Individuelle Therapieansätze reichen von konservativen Ansätzen mit spezifischen Beatmungsformen bis hin zur chirurgischen Lobektomie. Bereits 1988 wurde eine Lagerungstherapie des PIE in Kombination mit einer höherfrequenten Beatmung beschrieben [1].
Zielsetzung: Ein Maßnahmenbündel aus Kompression, thorakalem taping, Lagerungsmaßnahmen und Hochfrequenzoszillation soll als nicht-invasiver Therapieansatz des komplizierten PIE bei Frühgeborenen vorgestellt werden.
Methoden: Seit 2010 wird in unserem Zentrum bei Frühgeborenen mit schwerem PIE ein Maßnahmenbündel eingesetzt, welches durch extrathorakale Druckausübung und Hochfrequenzoszillation mit niedrigem mittleren Atemwegsdruck (mean airway pressure, MAP) einen Kollaps des Emphysems herbeiführen soll. Hierfür wird der betroffene Hemithorax zunächst manuell komprimiert. Unter Kompression werden großflächige Pflasterverbände dachziegelartig angelegt, welche den Druck aufrechterhalten sollen. Ergänzend erfolgt die Seitenlagerung des Frühgeborenen auf die betroffene Seite. Parallel wird eine Hochfrequenzoszillationsventilation mit möglichst niedrigem MAP durchgeführt. Die Maßnahmen werden, wenn es die klinische Stabilität des Frühgeborenen erlaubt, so lange durchgeführt, bis radiologisch eine vollständige Regredienz des Emphysems nachweisbar ist.
Ergebnisse / Diskussion: Unter den genannten Maßnahmen kommt es regelhaft zu einer vollständigen Regredienz eines bestehenden PIE. Dafür muss passager eine durch die Behandlungsmaßnahmen bedingte Verschlechterung der Beatmungssituation, insbesondere ein erhöhter Sauerstoffbedarf, akzeptiert werden. Die Maßnahmen werden von den Frühgeborenen in der Regel gut toleriert. Zunehmend sollte auch der Lungenultraschall als Monitoring des PIE eingesetzt werden.
Zusammenfassung: Unser Maßnahmenbündel aus manueller Kompression, thorakalem taping, Lagerungsmaßnahmen und Hochfrequenzoszillation mit möglichst niedrigem MAP erweist sich als sichere und effektive nicht-invasive Maßnahme in der Behandlung des komplizierten PIE, die einen wichtigen Beitrag zur Verbesserung des pulmonalen Outcomes Frühgeborener leisten kann.
Publikationsverlauf
Artikel online veröffentlicht:
19. Mai 2025
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Georg Thieme Verlag KG
Oswald-Hesse-Straße 50, 70469 Stuttgart, Germany
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Literatur
- 1 Gortner L., Pohlandt F., Bartmann P.. Behandlung des unilateralen raumfordernden pulmonalen interstitiellen Emphysems mittels Lagerungsmassnahmen und höherfrequenter Beatmung.(Treatment of unilateral space-occupying pulmonary interstitial emphysema with positioning measures and highfrequency ventilation). Monatsschr Kinderheilkd 1988; 136 p 432-435