RSS-Feed abonnieren
DOI: 10.1055/s-0045-1808326
Korrelation zwischen tcpCO2 und kapillärem pCO2 in Abhängigkeit vom Reifealter
Zielsetzung: Zur kontinuierlichen Abschätzung der CO2-Elimination wird in der neonatologischen Intensivmedizin heute flächendeckend die transkutane Messung des CO2-Parialdrucks (tcpCO2) verwendet. Das Verfahren erlaubt es Zustandsänderungen rasch zu erkennen und die Anzahl notwendiger Blutgasanalysen zu verringern. Der Nutzen des Verfahrens ist wesentlich von der Genauigkeit und der Robustheit der Messung abhängig. Da die Messgenauigkeit von der Reife der Epidermis beeinflusst wird, haben wir die Abweichung der Messung von den Ergebnissen der kapillären Blutgasanalyse (BGA) in Abhängigkeit von der Reife Früh- und Neugeborener analysiert.
Material und Methoden: Die Daten der vorliegenden Untersuchung wurden den BMBF-geförderten Studien NANNI und AIx-Neo-Guard (FKZ 13GW0292B und 031L0303B) entnommen. Das tcpCO2-Monitoring wurde hochfrequent (1 Hz) in eine Datenbank übertragen. Verglichen wurde im Rahmen einer Sekundärdatenanalyse der pCO2 der kapillären BGA mit dem korrespondierenden tcpCO2-Messwert (nach Zeitstempel der BGA). Eingeschlossen wurden 172 Wertepaare bei 12 Frühgeborenen mit einer Reife unter 32 vollendeten SSW (Extremely to Very Preterm Infants, EVPI), 75 Wertepaare bei 13 Frühgeborenen mit einer Reife von 32 bis unter 37 vollendeten SSW (Moderate to Late Preterm Infants, MLPI), sowie 128 Wertepaare bei 11 reifen Neugeborenen (Mature Infants, MI) jeweils in der ersten Lebenswoche.
Ergebnisse: Die Varianzanalyse (ANOVA) zeigte, dass die transkutane Messung den pCO2-Wert bei den EVPI um 7,1±8,8 mmHg (mean±SD) deutlich überschätzt, bei den MI um 3,5±8,3 mmHg. Eine hohe Übereinstimmung fand sich in der Gruppe der MLPI mit – 1,3±6,5 mmHg. Die Unterschiede zwischen allen Gruppen waren hoch signifikant (p<0,0001). Der Pearson-Korrelationskoeffizient für die Korrelation der chronologischen Reife mit der Abweichung der Messwerte zwischen den Verfahren betrug 0,37.
Zusammenfassung: Die tcpCO2-Messung überschätzt den CO2-Partialdruck in der Gruppe der EVPI durchschnittlich um 7,1 mmHg deutlich, weniger ausgeprägt auch in der Gruppe der MI. Demgegenüber korreliert die transkutane Messung bei den MLPI gut mit den Ergebnissen der kapillären BGA. Weil diese Ergebnisse pathophysiologisch nicht intuitiv verständlich sind, untersuchten wir auch einen Effekt des chronologischen Lebensalters auf die Messabweichung. Hierbei konnte nur eine schwache Korrelation festgestellt werden. Wir werten die Ergebnisse dieser Studie hypothesen-generierend und möchten in einem nächsten Schritt eine größere, idealerweise multizentrische Datenbasis zur Bestätigung verwenden. Grundsätzlich sind die Ergebnisse geeignet, um als Teil von Schätzfunktionen die Genauigkeit der tcpCO2-Messung bei Frühgeborenen zu verbessern.
Publikationsverlauf
Artikel online veröffentlicht:
19. Mai 2025
© 2025. Thieme. All rights reserved.
Georg Thieme Verlag KG
Oswald-Hesse-Straße 50, 70469 Stuttgart, Germany