Z Geburtshilfe Neonatol 2025; 229(03): e11-e12
DOI: 10.1055/s-0045-1808325
Abstracts
Neonatologie: Lunge/Atmung

Niedrig dosierte Esketamin-Gaben zur Analgosedierung bei der LISA-Prozedur – ein Erfahrungsbericht

C A Maiwald
1   Universitätsklinikum Tübingen, Universitätsklinik für Kinder- und Jugendmedizin, Abteilung für Neonatologie, Tübingen, Germany
,
C F Poets
1   Universitätsklinikum Tübingen, Universitätsklinik für Kinder- und Jugendmedizin, Abteilung für Neonatologie, Tübingen, Germany
,
A R Franz
1   Universitätsklinikum Tübingen, Universitätsklinik für Kinder- und Jugendmedizin, Abteilung für Neonatologie, Tübingen, Germany
› Author Affiliations
 

Zielsetzung: Die wenig-invasive Surfactant-Gabe (Less-Invasive Surfactant Administration, LISA) ist in Deutschland weit verbreitet [1]. Einzelheiten zur optimalen Durchführung, einschließlich der Analgosedierung, sind jedoch umstritten. Esketamin hat eine analgetische und sedierende Wirkung und scheint mit seinen Eigenschaften (rascher Wirkungseintritt, kurze Wirkdauer, Erhalt von Spontanatmung, Schutzreflexen & Kreislaufparametern) gut als Prämedikation für die LISA-Prozedur geeignet. Während bisherige Studien überwiegend Ketamin (0,5mg/kg/Einzeldosis (ED); max. 1-3mg/kg kumulativ) untersuchten [2] [3] berichten wir hier über niedriger dosiertes Esketamin in 0,125mg/kg/ED (i.v. über 1min; max. 0,375mg/kg).

Material & Methoden: In einer retrospektiven Datenauswertung über den Zeitraum 03/2023 bis 12/2024, wurden alle Esketamin-Anordnungen bei Frühgeborenen in Kombination mit einer LISA-Prozedur untersucht. Elektronische Krankenakten wurden hinsichtlich der Dokumentation des LISA-Verfahrens (incl. unerwünschter Ereignisse), die verabreichten ED, Alter zum Zeitpunkt der Gabe, Auftretens von Apnoen (mit Notwendigkeit der Notfallintubation), anhaltender Tachykardie (aufgrund der halluzinogenen Wirkung von Esketamin) oder Bradykardie (beide>30min oder behandlungsbedürftig) und dem Auftreten von intraventrikulären Hämorrhagien (IVH) während des Krankenhausaufenthalts (aufgrund der kardiovaskulär-anregenden Wirkungen von Esketamin) durchsucht. Bei Frühgeborenen, bei denen mehr als eine LISA-Prozedur mit Esketamin durchgeführt wurde, wurden alle Verfahren ausgewertet. Primärer Endpunkt war der Erfolg der LISA-Prozedur ohne das Auftreten schwerer Nebenwirkungen. Sekundär wurden die o.g. Faktoren einzeln untersucht.

Ergebnisse: Esketamin wurde bei 50 Frühgeborenen im Rahmen von 72 LISA-Prozeduren verordnet. Angewandt wurde es letztlich bei 39 LISA-Prozeduren (54%) und 34 Frühgeborenen. Das mittlere Gestationsalter bei Geburt (±Standardabweichung), Geburtsgewicht und postnatales Alter zum Zeitpunkt der Therapie betrug 30 6/7 Wochen (±2 0/7), 1507 g (±480) und 13:19 hh:mm (±11:51). Es traten keine relevanten Nebenwirkungen auf. Die Erfolgsrate ohne schwere Nebenwirkungen betrug 97%. Eine LISA-Prozedur war trotz Esketamin erfolglos, da danach ein Erbrechen von Surfactant dokumentiert wurde. Bei 27 (69%), 7 (18%) bzw. 1 (3%) LISA-Prozedur/en wurde/n eine, zwei oder drei ED verabreicht. In 3 (8%) Prozeduren konnte die genaue Dosis retrospektiv nicht mehr evaluiert werden, bei 1 (3%) Prozedur wurden direkt 250µg/kg als ED verabreicht.

Diskussion: Die Verwendung von niedrig dosiertem Esketamin während der LISA-Prozedur bei Frühgeborenen scheint ohne relevante Nebenwirkungen möglich. Kurzzeitige, Prämedikations-bedingte Nebenwirkungen (wie z.B. Apnoen ohne Notwendigkeit zur Intubation) konnten auf Grund des retrospektiven Designs nicht ausgewertet werden. Prospektive Untersuchungen sind erforderlich, bevor dies als Standardprotokoll empfohlen werden kann.



Publication History

Article published online:
19 May 2025

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  • Literatur

  • 1 Maiwald CA, Franz AR, Poets CF, Springer L.. Less Invasive Surfactant Administration in Preterm Infants in Tertiary Neonatal Intensive Care Units in Germany: A Survey. Neonatology. 2024: 1-10
  • 2 Bourgoin L, Caeymaex L, Decobert F, Jung C, Danan C, Durrmeyer X.. Administering atropine and ketamine before less invasive surfactant administration resulted in low pain scores in a prospective study of premature neonates. Acta Paediatr 2018; 107: 1184-90
  • 3 Brotelande C, Milési C, Combes C, Durand S, Badr M, Cambonie G.. Premedication with ketamine or propofol for less invasive surfactant administration (LISA): observational study in the delivery room. Eur J Pediatr 2021; 180: 3053-8