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DOI: 10.1055/s-0045-1808116
Körperliche Aktivität im Krankenhaus – Pilotierung einer Erhebung mittels behavioral mapping Protokoll
Einleitung Körperliche Inaktivität im Krankenhaus ist mit zahlreichen negativen Auswirkungen verbunden. Hierzu gehören körperliche Folgen, wie z.B. eine Abnahme der Muskelmasse oder eine erhöhte Sturzgefahr aber auch kognitive Folgen. Um zielgerichtete Maßnahmen zu entwickeln die dem entgegenwirken, ist eine exakte Problembeschreibung unabdingbar.
Material und Methodik Zur Erfassung der körperlichen Aktivität wurden an sechs Tagen auf sieben unterschiedlichen Stationen eines Klinikums der Maximalversorgung Beobachtungen mit Hilfe eines behavioral mapping Protokolls durchgeführt. Studierende der Logopädie und Physiotherapie führten die Beobachtungen jeweils zwischen 8.30 und 17 Uhr durch. Patient*innen wurden in einer festgelegten Reihenfolge alle zehn Minuten für maximal fünf Sekunden beobachtet. Die Methode ermöglicht eine Erfassung von Ort, Kontaktpersonen, körperlicher Aktivität und Aktivitäten des täglichen Lebens.
Ergebnisse Insgesamt wurden 154 Patient*innen auf 7 Stationen beobachtet (onkologisch (3), thoraxchirurgisch (1), gynäkologisch (1), Geburtshilfe (1), interdisziplinäre Komfortstation (1)). Die Patient*innen waren im Durchschnitt 83% der beobachteten Zeit in ihren Zimmern. Mit Ausnahme der Entbindungsstation waren die Patient*innen mehr als 65% der Zeit ohne Kontakt zu anderen Personen und verbrachten abhängig von der Station zwischen 80 und 92% der Zeit in liegenden oder sitzenden Positionen. Eine Ausnahme stellt auch hier die Entbindungsstation dar (68%).
Zusammenfassung Die Ergebnisse bestätigen das in der Literatur beschriebene Problem der körperlichen Inaktivität auch für den Kontext eines deutschen Klinikums der Maximalversorgung. Die stationsspezifischen Ergebnisse ermöglichen einen konstruktiven Austausch aller an der Versorgung beteiligten Akteure. Diese Auseinandersetzung mit der tatsächlichen Situation im eigenen Arbeitsbereich wurde dabei von allen Beteiligten als gewinnbringend erlebt. Die Methode des behavioral mapping erwies sich als praktikabel und brachte praxisnahe Erkenntnisse hervor.
Die Förderung körperlicher Aktivität im Krankenhauskontext ist eine interprofessionell zu bewältigende Aufgabe, die nur auf Grundlage einer soliden Datenbasis systematisch bearbeitet werden kann.
Publikationsverlauf
Artikel online veröffentlicht:
21. Mai 2025
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