Pharmacopsychiatry 2025; 58(03): 142-143
DOI: 10.1055/s-0045-1807298
Abstracts | AGNP/DGBP
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Effekte eines sechswöchigen hochfrequenten standardisierten Sportprogramms (SIWAS) auf die Herzfrequenzvariabilität bei Patient*innen mit psychiatrischen Erkrankungen

V M Buschatzky
1   Institut für Sportwissenschaften – Arbeitsbereich Sport- & Gesundheitssoziologie, Göttingen
,
P Oesterreich
1   Institut für Sportwissenschaften – Arbeitsbereich Sport- & Gesundheitssoziologie, Göttingen
,
D Großarth
1   Institut für Sportwissenschaften – Arbeitsbereich Sport- & Gesundheitssoziologie, Göttingen
,
D Wedekind
1   Institut für Sportwissenschaften – Arbeitsbereich Sport- & Gesundheitssoziologie, Göttingen
,
B Malchow
1   Institut für Sportwissenschaften – Arbeitsbereich Sport- & Gesundheitssoziologie, Göttingen
› Institutsangaben
 

Einleitung: Psychische Erkrankungen gehen mit einem Verlust an gesunden Lebensjahren einher und verursachen auch durch die somatischen Komorbiditäten hohe Kosten im Gesundheitssystem. Die vorliegende Pilotstudie (SIWAS) untersucht verschiedene Auswirkungen eines sechswöchigen hochstandardisierten Sportprogramms auf Patientinnen und Patienten mit Depressionen, Schizophrenien und Abhängigkeitserkrankungen. Die zentrale Fragestellung ist, ob sich im Verlauf der Studienteilnahme Veränderungen der Herzfrequenzvariabilität bei den Teilnehmenden nachweisen lassen. Eine eingeschränkte Herzratenvariabilität ist mit verschiedenen gesundheitlichen Einschränkungen assoziiert. Die Herzratenvariabilität gilt als Stellgröße des autonomen Nervensystems und wird durch multiple Faktoren beeinflusst.

Methodik: Aufgrund der bisher geringen Datenlage erfolgte die Konzipierung als Pilotstudie. Es handelt sich um eine unverblindete und nicht randomisierte Untersuchung mit Pretest-Posttest-Design ohne Kontrollgruppe. Eingeschlossen wurden 40 Personen, welche sich aufgrund von Depressionen, Abhängigkeitserkrankungen oder Schizophrenien in ambulanter oder stationärer psychiatrischer Behandlung befanden. Anhand der Diagnosen wurden drei Kohorten gebildet, um erkrankungsspezifische Unterschiede beurteilen zu können. Innerhalb eines sechswöchigen standardisierten Sportprogramms erfolgten Datenerhebungen gefolgt von einer Nachbeurteilung nach 6 Wochen. Erhoben wurden unter anderem die Herzratenvariabilität, Parameter zur körperlichen Leistungsfähigkeit und verschiedene Fragebogenscores zum Stimmungs- und Gesundheitszustand. Der anschließenden statistischen Auswertung lag ein Signifikanzniveau von p ≤ 0.05 zugrunde.

Ergebnisse: Es besteht ein signifikant nachweisbarer Einfluss eines sechswöchigen Trainingsprogramms auf die Herzratenvariabilität sowie den Gesundheitszustand und die Selbstwirksamkeit der Probandinnen und Probanden. Teilnehmende mit Depressionen oder Schizophrenien profitierten signifikant von dem untersuchten Sportprogramm. Die Effekte der täglichen körperlichen Aktivitäten sind vor allem anhand der hoch signifikant gesunkenen Ruheherzfrequenz in der Gesamtheit aller Teilnehmenden zu erkennen.

Schlussfolgerung: Zusammenfassend kann davon ausgegangen werden, dass psychische Erkrankungen zur einer Veränderung der vegetativen Homöostase zugunsten eines erhöhten Sympathikotonus führen. Die Herzratenvariabilität kann durch ein individuell angepasstes und den allgemeinen Bewegungsempfehlungen der WHO entsprechendem Sportprogramm nachweislich verbessert werden und gleichzeitig eine Milderung der Krankheitssymptome begünstigen.



Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
30. April 2025

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