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DOI: 10.1055/s-0044-1785745
Wie realistisch bildet die Harris-Benedict-Formel den Energiebedarf ab? Vergleich H-B-Formel vs. indirekte Kalorimetrie am Bsp. gesunder Männer unterschiedlicher Körperzusammensetzung (Pilotversuch)
State of the art zur Ermittlung des Energiebedarfs ist die Harris-Benedict-Formel (multipliziert mit dem Aktivitätslevel bzw. PAL). Doch in diesem Pilotversuch konnte gezeigt werden, dass die gängige Berechnungsmethode des Ruheumsatzes (RU) den tatsächlichen Energiebedarf oft falsch einschätzt. Messung durch „indirekte Kalorimetrie“ (IK) und Harris-Benedict-Formel weichen z.T. erheblich voneinander ab: In vier von sechs Fällen ergibt die IK einen höheren Ruheumsatz als die Formel (von+0,43% bis+14,23%), in einem von fünf Fällen ergibt die IK einen geringeren RU (-5,33%).
Dabei scheint die Körperzusammensetzung eine Rolle zu spielen: Bei muskulösen Testpersonen wird der RU eher unterschätzt, wenn man ihn mit der Harris-Benedict-Formel berechnet. Je größer der Muskelanteil der Testpersonen, desto schlechter bildet die Formel den RU ab.
Den Ergebnissen lag folgender Versuchsaufbau zugrunde: Sechs männliche Probanden wurden einer „indirekten Kalorimetrie“ (IK) unterzogen (dabei werden O2-Aufnahme & CO2-Abgabe aus der Atemluft der Testperson gemessen und daraus der RU ermittelt); parallel wurde der RU mit der Harris-Benedict-Formel berechnet. Die Ergebnisse der Messung wurden anschließend mit jenen der Formelberechnung verglichen: Messung und Formelberechnung kommen bei ein und derselben Person im Regelfall zu unterschiedlichen Ergebnissen: Die IK-Messung ergibt in vier von sechs Fällen einen höheren Energiebedarf als die Formelberechnung (+0,43% bis+14,23%).
Zur Interpretation der Diskrepanz zwischen Messung (IK) und Berechnung (Harris-Benedict-Formel) wurden Muskel- und Fettanteil der Testpersonen herangezogen (ermittelt durch eine BIA-Messung). Dabei zeigte sich: Je größer der Muskelanteil der Testperson, desto schlechter bildet die Formelberechnung den Energiebedarf in Ruhe ab. Mit zunehmendem Muskelanteil nimmt auch der Ruheenergiebedarf pro kg Körpergewicht zu – auf diesen Aspekt nehmen prädiktive Formeln wie Harris-Benedict keine Rücksicht. Die Körperzusammensetzung hat also einen größeren Einfluss auf den Energiebedarf als gängige Formeln dies berücksichtigen. Dieses Bewusstsein sollte Eingang in die diätologische Praxis finden.
[Um die IK-Messungen durchführen zu können, wurde ein Wirtschaftspartner (COSMED Srl) gefunden, der ein Leihgerät (Gerätetyp Q-NRG+) inkl. Verbrauchsmaterial für die Dauer von einer Woche zur Verfügung stellte. Studiendesign, Studienauswertung und Dissemination der Ergebnisse fanden ohne Einfluss des Leihgebers statt.]
Publication History
Article published online:
22 May 2024
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Georg Thieme Verlag KG
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