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DOI: 10.1055/s-0044-1781842
Gesunde Häfen – gemeinsam stark (GESA): Ist-Analyse von Strukturen und Prozessen in deutschen IGV-Häfen bei gesundheitlichen Gefahrenlagen
Hintergrund: Aufgrund seiner strukturellen Merkmale ist der maritime Sektor dezidierten Risiken im Bereich der übertragbaren Krankheiten ausgesetzt. In Deutschland sind fünf Häfen (Bremen/Bremerhaven, Hamburg, Kiel, Rostock, Wilhelmshaven) zur Durchsetzung der Internationalen Gesundheitsvorschriften (IGV) benannt und müssen über bestimmte Kernkapazitäten verfügen, um auf grenzüberschreitende Gesundheitsgefahren sofort reagieren zu können. Im Zuge einer gemeinsamen externen Evaluierung unter Leitung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) wurde hierbei die Notwendigkeit einer Stärkung zentraler Strukturen in Deutschland festgestellt. Übergeordnetes Ziel der Studie "Gesunde Häfen – gemeinsam stark (GESA)" ist es daher, erforderliche Kapazitäten für die maritime Gesundheitssicherheit zu harmonisieren, stärken und zu verstetigen.
Methoden: Im Rahmen der Erhebung des Ist-Zustands von Strukturen und Prozessen (Arbeitspaket 1) wurden qualitative Interviews mit den Hafenärztlichen Diensten sowie mit relevanten Akteursgruppen, darunter Hafenbehörden, Terminalbetreiber, Lotsen, Agenten, Seemannsmissionen, die Bundes- und Wasserschutzpolizei, das Havariekommando und Feuerwehren, durchgeführt. Die zu untersuchenden Parameter beinhalten unter anderem die Zusammenarbeit zwischen den beteiligten Akteursgruppen, spezifische Tätigkeiten und Einsatzabläufe, Erfahrungen mit vergangenen Infektionsgeschehen, Übungspraxis sowie Handlungsbedarfe. Zudem erfolgte eine Dokumentenanalyse mit Sichtung vorhandener Notfallpläne und Standardarbeitsanweisungen.
Ergebnisse: Im Wesentlichen hat die COVID-19-Pandemie nach anfänglichen Herausforderungen zu eingespielten Arbeitsabläufen und Schnittstellen zwischen den beteiligten Akteursgruppen und den Hafenärztlichen Diensten geführt. Es besteht der Bedarf an einem gesteigerten persönlichen Austausch der beteiligten Akteursgruppen, nachhaltiger Übungspraxis, sowie einer größeren Sensibilisierung für relevante Infektionserkrankungen und ihren Spezifika. Zudem werden mehr Transparenz und die Vereinheitlichung von Regularien bei gesundheitlichen Notlagen internationaler Tragweite gewünscht.
Diskussion: Aufgrund des verhältnismäßig seltenen Auftretens von grenzüberschreitenden Infektionsereignissen an Bord von Schiffen, hat die gezielte Vorbereitung innerhalb der Akteursgruppen in der Regel eine geringe Priorität gegenüber anderen Arbeitsschwerpunkten. Hierdurch sind zeitliche und finanzielle Kapazitäten oft begrenzt. Hinzu kommen unterschiedliche Gegebenheiten an den Häfen, die zu weiteren Abweichungen bei der Umsetzung der Kernkapazitäten führen. Das partizipative Studiendesign zielt hier auf eine praxisorientierte und realitätsnahe Erarbeitung von Best Practices ab, um auf Grundlage des Ist-Zustands im späteren Studienverlauf gemeinsam mit den IGV-Häfen übergreifende Konzepte zu entwickeln und diese in Plangesprächen zu erproben. Durch die Etablierung von Schulungsformaten soll die Weiterführung der entwickelten Konzepte sichergestellt werden.
Publication History
Article published online:
10 April 2024
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Georg Thieme Verlag
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