physioscience 2018; 14(01): 48-49
DOI: 10.1055/s-0044-100537
Veranstaltungsbericht
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Forschungssymposium Physiotherapie an der Hochschule Osnabrück und 2. Mitgliederversammlung der DGPTW

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Publication Date:
06 March 2018 (online)

Am 16. und 17. November begrüßten die Hochschule Osnabrück und die Deutsche Gesellschaft für Physiotherapiewissenschaft (DGPTW, www.dgptw.org) alle forschungsinteressierten und forschenden Physiotherapeuten auf dem Campus Westerberg der Hochschule Osnabrück. Rund 300 Teilnehmende aus Deutschland, aber auch aus der Schweiz und Österreich nahmen an dem Symposium teil. Die thematischen Schwerpunkte lagen in der Neuro- und Kardiorehabilitation, neuromuskuloskeletalen Therapie, Schmerzforschung und Evidenzbasierung. Daneben diskutierten auch Physiotherapeuten aus Praxen, Kliniken und Rehabilitationseinrichtungen sowie viele Studierende der Physiotherapie rege über den aktuellen Entwicklungsstand der Physiotherapieforschung in Deutschland.

Der 1. Symposiumstag begann mit dem erstmaligen Treffen der Arbeitsgruppen (jetzt: Sektionen) der DGPTW. Erst vor einem Jahr gegründet, brachten sich bereits mehrere aktive Mitglieder der DGPTW mit den unterschiedlichsten Expertisen in die Sektionen „Öffentlichkeitsarbeit“, „Leitlinien“, „Methoden/Beratung“, „Kongress“ und „Physiotherapiewissenschaft“ ein.

Eine Besonderheit des diesjährigen Forschungssymposiums waren anschließend die gut besuchten Kurse und Workshops im weiteren Vorprogramm. Hier referierten Experten über ihre aktuellen Schwerpunktthemen und Forschungsfelder. Das Angebot von Seiten der Referenten war so groß, dass jeweils mehrere Kurse und Workshops zeitgleich stattfanden und die Teilnehmenden die Qual der Wahl hatten. Insgesamt fanden 7 Kurse und Workshops statt. Die Themen reichten von der Rolle der Physiotherapie bei Migräne über die Klassifikation von Rückenschmerzen, das Lesen und Bewerten wissenschaftlicher Publikationen, der Differenzialdiagnose im physiotherapeutischen Erstkontakt, der Reliabilität und Validität von Untersuchungsverfahren in der muskuloskeletalen Therapie, der sensorgesteuerten Rehabilitation nach Verletzungen im Muskel-Band-Apparat bis zu aktuellen Konzepten und Methoden der Prognoseforschung.

Als nächstes stand auf dem Vorprogramm die 2. Mitgliederversammlung der DGPTW. Das Interesse an der DGPTW und deren Arbeit ist seit der 1. Mitgliederversammlung in Bochum weiter erfreulich gestiegen: rund 80 ordentliche und assoziierte Mitglieder sowie weitere Interessierte erschienen zur Versammlung. Die Gesellschaft umfasst aktuell bereits mehr als 100 Mitglieder, und erfreulicherweise ist ein weiterer Zuwachs zu verzeichnen.

Nach der Begrüßung durch die 5 Vorstandsmitglieder Prof. Dr. Kerstin Lüdtke, Prof. Dr. Axel Schäfer, Prof. Dr. Bernhard Elsner, Prof. Dr. Christian Kopkow und Dr. Cordula Braun fand die Neuwahl des Vorstands statt. Nach seiner Entlastung wählten die ordentlichen DGPTW-Mitglieder den Vorstand einstimmig wieder. In einem Kurzvortrag wurden die bisherige Entwicklung erläutert und weitere Schritte der DGPTW geplant.

Nach der offiziellen Eröffnung durch den Präsidenten der Hochschule Osnabrück Prof. Dr. Andreas Bertram und den Kongresspräsidenten Verw.-Prof. Dirk Möller, unterstützt von der 1. Vorsitzenden der DGPTW Prof. Dr. Kerstin Lüdtke, begann das wissenschaftliche Programm des Symposiums ([Abb. 1]):

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Abb. 1 Mit großem Interesse verfolgten die Zuhörer die qualitativ hochwertigen Vorträge. (Quelle: L. Schaul).

Zum Stand der Forschung und deren Finanzierungsmöglichkeiten in Australien und Irland hielten Prof. Dr. Brigitte Tampin (Curtin University Perth) und Prof. Dr. Deirdre Hurling-Oesing (University College Dublin) jeweils eine Keynote-Lecture. Sie berichteten über ihre persönlichen Erfahrungen und Erfolge, aber auch Schwierigkeiten in der Forschungslandschaft. Die deutschen Kollegen lobten besonders die Finanzierungsprogramme gerade für junge Forschungsinteressierte, die es in Deutschland in einem vergleichbaren Umfang bislang nicht gibt. Prof. Tampin und Prof. Hurlin-Oesing wiesen auf die Bedeutung von gut funktionierenden Netzwerken, Teamwork und Beharrlichkeit hin.

Am Abend konnten dann die Tipps der internationalen Kollegen vortrefflich bei der Abendveranstaltung „Social Networking“ auf dem Campus Caprivi umgesetzt werden ([Abb. 2]). Bei einem tollen Buffet und frisch gezapftem Bier aus einer hochschuleigenen Brauerei in Osnabrück versammelten sich Praktiker wie Studierende in der gemütlichen Lounge.

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Abb. 2 Bei der Abendveranstaltung war Zeit zum Networken und Genießen. (Quelle: L. Schaul).

Viel Zeit für Schlaf blieb nicht, denn am nächsten Tag ging es wieder früh los mit den Vorträgen zur klinischen Forschung in der Geriatrie, Neuro- und Kardiologie, neuromuskuloskeletalen Therapie sowie zu innovativen Forschungsansätzen und der Evidenzbasierung in der Physiotherapie. Hervorzuheben war hier die gelungene Verzahnung von Grundlagenforschung, angewandter Forschung mit Vorträgen zu Themen wie der früh einsetzenden Physiotherapie auf der Intensivstation oder der Versorgung von Patienten mit Rückenschmerz und der Vorstellung aktueller Projekte wie den Angeboten von Cochrane Deutschland zur Unterstützung der Forschung und Evidenzbasierung in den Gesundheitsfachberufen (www.cochrane.de/de/gesundheitsfachberufe).

Zwischen den Vorträgen konnten die Teilnehmenden die Poster-Ausstellung besuchen. Insgesamt waren durch ein Peer-Review-Verfahren 21 Poster und 17 Vorträge ausgewählt worden. Der Abstract-Band mit allen Beiträgen ist unter www.hs-osnabrueck.de/fileadmin/HSOS/Homepages/Forschungssymposium_Physiotherapie/Abstractband_FSPT_2017.pdf verfügbar. Erstmalig konnten alle Teilnehmenden die Beiträge bewerten und über die jeweils 3 besten Poster und Vorträge online anonym abstimmen. Die Posterpreise stiftete der Elsevier-Verlag. Der 1. Preis ging an Sina Hefner als Präsentatorin des Posters „Cochrane für die Physiotherapie – eine Datenbank!“, der 2. Preis an Alina Rieckmann und ihre Kollegen für das Poster „Ein standardisierter Therapiebericht – ein wichtiger Baustein zur Förderung der (inter-)professionellen Kommunikation?!“ und der 3. Preis an Jonathan Henning und Kollegen für das Poster „Cochrane Review Map – Physiotherapeutische Interventionen bei Hüft- und Kniearthrose – ein Pilotprojekt mit Studierenden“.

Die DGPTW vergab 3 Vortragspreise. Den 1. Preis erhielt Nina Rohrbach für den Vortrag „Therapy Lens – Stakeholder-Analyse zur Nutzung von Augmented Reality in der Neurorehabilitation“, den 2. Preis Tobias Braun für „Die Prävalenz des Frailty-Syndroms in der ambulanten physiotherapeutischen Versorgung – erste Ergebnisse“ und der 3. Preis an Katharina Gordt für „Übersetzung und Validierung der deutschsprachigen Version der Community Balance and Mobility Scale“.

An dieser Stelle nochmals Glückwunsch an alle Gewinner und vielen Dank an alle Beitragenden für ihre qualitativ hochwertige wissenschaftliche Leistung!

Zurückblickend war das Forschungssymposium in Osnabrück eine gelungene, eindrucksvolle Veranstaltung auf hohem wissenschaftlichen Niveau, die bereits jetzt einen anerkannten Platz unter den jährlich stattfindenden Physiotherapieveranstaltungen in und um Deutschland zu haben scheint. Das Ziel der DGPTW, als unabhängige wissenschaftliche Fachgesellschaft Wissenschaft und Forschung in der Physiotherapie und deren Verknüpfung mit Lehre und Versorgung zu fördern, wird auch durch die Veranstaltung von wissenschaftlichen Tagungen erreicht. In gespannter Vorfreude erwarten wir daher das FSPT 2018, das am 16. und 17. November 2018 an der Universität zu Lübeck stattfindet.

Die DPTW dankt allen Personen, die tatkräftig an der Organisation des Symposiums 2017 mitwirkten, insbesondere natürlich stellvertretend für das gesamte großartige Organisationsteam der Hochschule Osnabrück dem Kongresspräsidenten Verw.-Prof. Dirk Möller.