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DOI: 10.1055/s-0043-1771652
Zwischenevaluation von Deutschlands Strategie zur Zuckerreduktion in Erfrischungsgetränken: Reduktionszusagen und tatsächliche Trends im Vergleich
Einleitung Ein hoher Konsum zuckerhaltiger Erfrischungsgetränke erhöht das Risiko für Adipositas, Diabetes mellitus Typ 2 und Karies. Die Bundesregierung verfolgt seit 2015 eine Strategie zur Zuckerreduktion in Erfrischungsgetränken auf der Grundlage unverbindlicher Selbstverpflichtungen der Industrie, deren Auswirkungen jedoch unklar sind.
Methoden Wir verwenden aggregierte jährliche Verkaufsdaten von Euromonitor International, um Trends im durchschnittlichen, absatzgewichteten Zuckergehalt von Erfrischungsgetränken und im Pro-Kopf-Zuckerabsatz durch Erfrischungsgetränke in Deutschland von 2015-2021 aufzuzeigen. Wir vergleichen diese Trends mit Reduktionszusagen im Rahmen der nationalen Reduktions- und Innovationsstrategie für Fertigprodukte, sowie mit Daten für Großbritannien, das 2017 eine Erfrischungsgetränkesteuer einführte. Darüber hinaus vergleichen wir den Trend in den Jahren vor der Selbstverpflichtung mit dem Trend danach, indem wir die durchschnittliche jährliche Reduktionsrate berechnen.
Ergebnisse Zwischen 2015-2021 sank der mittlere, absatzgewichtete Zuckergehalt der in Deutschland verkauften Erfrischungsgetränke um 2% und blieb damit sowohl hinter dem Zwischenziel einer 9%igen Reduktion als auch hinter Großbritannien, das im selben Zeitraum eine Reduktion von 29% erfuhr, zurück. Der Pro-Kopf-Zuckerabsatz von Erfrischungsgetränken in Deutschland sank zwischen 2015-2021 von 22,4 auf 21,6 g/Tag (−4%), bleibt jedoch aus Public-Health-Sicht hoch. Die jährliche Reduktionsrate des durchschnittlichen Zuckergehalts von Erfrischungsgetränken stieg in Deutschland nach 2015 nur leicht von 0,2% auf 0,4% an.
Schlussfolgerung Die Reduktionen des Zuckergehalts von Erfrischungsgetränken im Rahmen von Deutschlands freiwilliger Zuckerreduktionsstrategie erfüllen die Zielvorgaben bisher nicht und liegen unter den Trends internationaler Best-Practice-Beispiele. Zusätzliche politische Maßnahmen könnten erforderlich sein, um die Zuckerreduktion in Erfrischungsgetränken in Deutschland zu fördern, und sollten bei Deutschlands neuer nationaler Ernährungsstrategie berücksichtigt werden, die für 2023 angekündigt ist.
Publication History
Article published online:
06 September 2023
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Georg Thieme Verlag
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