Handchirurgie Scan 2018; 07(03): 215-229
DOI: 10.1055/s-0043-124764
CME-Fortbildung
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Freie Fibulatransplantation zur knöchernen Rekonstruktion an der oberen Extremität

Teil 1 – Operative Technik

Authors

  • Ariane Asmus

  • Simon Kim

  • Jens-Ingmar Höpfner

  • Arnulf Vogel

  • Karla Vogel

  • Frank Eichenauer

  • Andreas Eisenschenk


Verantwortlicher Herausgeber dieser Rubrik: Wissenschaftlich verantwortlich gemäß Zertifizierungsbestimmungen für diesen Beitrag ist Dr. Ariane Asmus, Berlin.
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
15. Januar 2019 (online)

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Die Transplantation einer freien, vaskularisierten Fibula zur langstreckigen knöchernen Rekonstruktion kongenitaler, onkologischer oder traumatischer Defekte sowie auch zum Erhalt der Extremität nach Osteomyelitis und frustranem avaskulärem Knochenersatz etablierte sich zunehmend in den letzten 40 Jahren. Die Technik der Fibulahebung und Transplantation ist variabel und soll hier exemplarisch in Form des lateralen Zugangs dargestellt werden.

Kernaussagen
  • Die freie, vaskularisierte Fibulatransplantation (fvF) eignet sich zur langstreckigen knöchernen Rekonstruktion von kongenitalen, onkologischen oder traumatischen Defekten sowie insbesondere auch zum Erhalt der Extremität nach Osteomyelitis.

  • Die freie Fibula als vaskularisiertes Transplantat ist ein vitaler, kortikaler Knochen mit endostaler und periostaler Blutzirkulation, der auf biologische Belastungen wie ein normaler Knochen reagiert.

  • Die freie vaskularisierte Fibula heilt dementsprechend nach den Gesetzen der Frakturheilung und reagiert als Transplantat mit einer Dickenzunahme sowie einer normalen Infektresistenz.

  • Der Durchmesser der Fibula von ca. 1,5 cm und die Entnahmelänge von bis zu 25 – 30 cm zeigen sich besonders günstig für die direkte Rekonstruktion der Ulna und des Radius. Sie passt außerdem ideal in den medullären Raum des Humerus. Der zusätzlich hohe Anteil an kortikalem Knochen gewährleistet eine gute Stabilität bei Rotationsbelastung.

  • Aufgrund der Blutversorgung sowohl endostal als auch periostal sind knöcherne Anpassungen durch Osteotomie in Längsrichtung als auch Closed-Wedge-Osteotomien zur Rekonstruktion von komplexen anatomischen Verhältnissen unter Erhalt der Durchblutung möglich.

  • Ein zuvor im Empfängergebiet durchzuführendes Débridement sollte entsprechend der Grundlage aller Infektsanierungen eine radikale Resektion avitalen Knochen- und Weichteilgewebes beinhalten.

  • Kontraindikationen einer freien vaskularisierten Fibulatransplantation sind:

    • ausgeprägte Gefäßveränderungen im Spender- und Empfängergebiet, vor allem eine 50 %ige Stenose eines der versorgenden US-Gefäße [25],

    • systemische Gefäßerkrankungen,

    • fehlende Operabilität des Patienten.

  • Es besteht die Möglichkeit der Entnahme einer Muskel-/Hautmanschette als freies, vaskularisiertes, osteokutanes Fibulatransplantat. Die maximale Größe der Hautinsel kann ca. 20 cm Länge und Breite von 10 cm betragen.

  • Fertigstellung der Osteosynthese vor den geplanten Gefäßanastomosen, aufgrund des Risikos, möglicherweise keine spannungsfreien Anastomosenverhältnisse zu erhalten.