Liebe Leserinnen, liebe Leser,
in der Beschreibung und Behandlung von Abhängigkeitserkrankungen wurden Angehörige
über viele Jahrzehnte übersehen oder - meist im Falle von Partnerinnen - zusätzlich
stigmatisiert, indem ihnen unter Konzepten wie der „Co-Abhängigkeit“ eine (Mit-)schuld
an Entstehung und Aufrechterhaltung der Erkrankung zugeschrieben wurde. Bezogen auf
erwachsene Angehörige kann in diesem Zusammenhang von einer „doppelten Stigmatisierung“
gesprochen werden: über das Stigma hinausgehend, welches leider bis heute allgemein
mit Suchterkrankungen verknüpft ist, wird die Entscheidung, den Kontakt zu einem suchtkranken
Menschen aufrechterhalten zu wollen, meist mit Unverständnis betrachtet.