Aktuelle Neurologie 2017; 44(05): 322-331
DOI: 10.1055/s-0043-107612
Originalarbeit
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Ergebnisse der 12. Erhebung der Deutschen Gesellschaft für Neurologie zur Struktur der neurologischen Kliniken mit Akutversorgungsauftrag in Deutschland

Structure of Neurological Departments in Germany: Results of the 12th Survey by the German Society for Neurology
Michael Schroeter
1   Universitätsklinikum Köln, Neurologische Klinik, Köln
,
Frank J. Erbguth
2   Klinikum Nürnberg Süd, Neurologie, Nürnberg
3   Paracelsus Medizinische Privatuniversität, Campus Nürnberg, Nürnberg
,
Reinhard Kiefer
4   Diakoniekrankenhaus Rotenburg (Wümme) GmbH, Neurologische Klinik, Rotenburg
,
Tobias Neumann-Haefelin
5   Klinikum Fulda gAG, Neurologische Klinik, Fulda
,
Christoph Redecker
6   Klinikum Lippe Standort Lemgo, Neurologische Klinik, Lemgo
,
Helmuth Steinmetz
7   Goethe Universität, Neurologie, Frankfurt am Main
,
Rainer Riedel
8   Rheinische Fachhochschule Köln gGmbH, Institut für Medizinökonomie,
,
Gereon R. Fink
9   Uniklinik Köln, Klinik und Poliklinik für Neurologie, Köln
,
Für die Kommission 1.4 „Anhaltszahlen/Qualitätssicherung“ der DGN › Author Affiliations
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Publication Date:
26 June 2017 (online)

Zusammenfassung

Die Kommission 1.4 Anhaltszahlen/Qualitätssicherung der Deutschen Gesellschaft für Neurologie hat 2016 mit Bezug auf das Jahr 2015 erneut eine Erhebung zur Struktur neurologischer Kliniken durchgeführt. Eine hohe Teilnahmequote von 62 % und ein weitgehend konstanter Fragebogen ermöglichten Vergleiche mit den Vorumfragen zu den Bezugsjahren 2013 und 2011.

Eigene neurologische Intensivbetten halten nur noch eine Minderzahl neurologischer Kliniken vor. Dagegen ist die Rund-um-die-Uhr-Präsenz in interdisziplinären Notaufnahmen Standard geworden. Obwohl sich das Fach im Kontext der akuten Schlaganfallversorgung immer mehr zum Notfallfach entwickelt und 2015 die Thrombektomie erstmals als State-of-the-art-Methode zur Behandlung bestimmter, in der Akutsituation zu selektionierender Schlaganfallpatienten anzusehen war, stagnierte die infrastrukturelle Ausstattung der Kliniken.

Während Bettenzahl, Casemix und Casemix-Index weitgehend unverändert zu den Vorjahren waren, nahmen die Fallzahlen weiter zu und die durchschnittliche Verweildauer stark ab, letztere sank auf nunmehr 5,4 Tage. Bei der Personalausstattung fielen weiter erhebliche Unterschiede auf, bei vielfältigen Aufgaben der Kliniken außerhalb des DRG-Bereiches. Es gelang nicht, Erlösanteile aus DRG von Nicht-DRG-Erlösen als Abgrenzkriterium zu erfragen, da diese Zahlen den Klinikleitungen offenbar nicht transparent sind. Im Bereich ärztliches Personal waren Engpässe seltener (6 %), jedoch mussten 22 % der Kliniken wegen Pflegenotstand und zusätzliche 2 % der Kliniken wegen Ärzte- und Pflegenotstand ihre Versorgung einschränken. Die Skepsis gegenüber der Wirksamkeit von Zertifizierungen auf die Behandlungsqualität nahm ab, es wurden wertvolle Vorschläge für ergebnisorientierte Qualitätsparameter von Behandlungen in neurologischen Kliniken gemacht, die prozessorientierte Kriterien für Zertifizierungen und bei Qualitätssicherungsmaßnahmen ergänzen oder ersetzen könnten.

Abstract

The German Neurological Society has conducted a survey of the structure of neurological in-patient care every other year. The present survey covers the year 2015. With a response rate of 62 %, the questionnaire allowed meaningful comparisons to former surveys covering the years 2013, and 2011.

Only a minority of departments has intensive care units of their own. By contrast, 24/7 presence of neurological physicians has become standard in interdisciplinary emergency rooms. Stroke management has involved neurology more and more in emergency care. In 2015, thrombectomy became state of art therapy for a subgroup of stroke patients, raising special demands for the availability of CT and MRI on a 24/7 basis. However, infrastructure did not improve as compared to former surveys.

Numbers of beds, case mix, and case mix index have remained roughly unchanged. However, case numbers increased, and average length of stay robustly decreased within 2 years by 17 % to 5.4 days.

Structures of staff were heterogeneous and were involved in variable duties apart from inpatient care covered by the German diagnosis-related groups (DRG) system. Departments did not succeed in differentiating proceeds related to the DRG system from other proceeds. Shortage of nursing staff forced 22 % of departments to temporarily cut down services, 6 % of departments did so because of shortage of physicians, and at 2 % of departments, both types of cutbacks occurred. Departments were confident in certifications as means of quality management, and a couple of suggestions were provided for more meaningful parameters for outcome-oriented quality management in future.