Gesundheitswesen 2022; 84(08/09): 858
DOI: 10.1055/s-0042-1753973
Abstracts | DGSMP/DGMS
Workshop

Psychische Belastungen bei Beschäftigten der stationären Altenpflege unter Betrachtung der Auswirkungen von Sars-CoV-2 – Teilergebnisse des Projekts PTAH

Authors

  • E Rocke

    1   METOP GmbH, Magdeburg, Deutschland
  • T Leich

    1   METOP GmbH, Magdeburg, Deutschland
  • LF Gerecke

    2   Otto-von-Guericke- Universität Magdeburg, Magdeburg, Deutschland
  • P-N Hausdorf

    1   METOP GmbH, Magdeburg, Deutschland
 

Einleitung Die Pflege- und Gesundheitsbranche steht durch sozioökonomische Entwicklungen (u.a. demografischer Wandel) und eines damit einhergehenden erhöhten Fachkräftebedarfs vor vielfältigen Herausforderungen. Nicht zuletzt spiegelt sich dies in hohen psychischen Belastungen (bspw. Zeitdruck) wider, welchen das Pflegepersonal gegenübersteht. Die seit der Pandemie geltenden und sich wandelnden Maßnahmen zur Sars-CoV-2-Infektionsprävention erhöhen die Anforderungen durch veränderte arbeitsorganisatorische Prozesse zusätzlich. Vor diesem Hintergrund wurde eine Befragung zu den psychischen Belastungen unter Berücksichtigung der Sars-CoV-2-Pandemie durchgeführt.

Methoden Als Untersuchungsinstrument wurde ein modifizierter Fragebogen der Berufsgenossenschaft für Gesundheitsarbeit und Wohlfahrtspflege (BGW) zur Erhebung der psychischen Belastungen von Pflegekräften genutzt. Dieser wurde zunächst in einer Pflegeeinrichtung mit insgesamt fünf Standorten (n=62) erhoben. Dabei wurden die Belastungsscores von fünf Arbeitsdimensionen (Arbeitsinhalt, Arbeitsorganisation, soziale Beziehungen, Arbeitsumgebung, neue Arbeitsformen) sowie berufliche Veränderungen infolge der Sars-CoV-2-Pandemie in insgesamt 46 Items auf einer fünfstufigen Likert-Skala erfragt.

Ergebnisse Für die Arbeitsdimensionen ergaben sich folgende gemittelte Belastungsscores: Arbeitsinhalt (M = 4.38, SD = .47), Arbeitsorganisation (M = 4.13, SD = .49), soziale Beziehungen (M = 4.45, SD = .61), Arbeitsumgebung (M = 4.3, SD = .61) sowie neue Arbeitsformen (M = 4.55, SD = .57). Die Arbeitsdimensionen mit hohen Belastungsquellen umfassten den Arbeitsinhalt sowie die Arbeitsorganisation. Besonders nennenswert sind die Items „Störungsfreiheit Arbeitsaufgaben” und „Störungsfreiheit des Arbeitsplatzes”, welche bei allen Standorten in den kritischen Bereich fielen. Demnach gaben die Pflegekräfte an, ihre Arbeitsaufgaben nur teilweise ohne Störungen und Unterbrechungen erledigen zu können. Häufig genannte Änderungen durch die Pandemie waren u.a. die Arbeitsverdichtung (36%), Veränderungen in der Arbeitsorganisation (18%) und Konflikte mit Bewohner*innen und Angehörigen.

Schlussfolgerung Auf Ebene der Gesamtorganisation zeigte sich ein größtenteils unauffälliges Bild mit einer klaren Tendenz in Richtung einer adäquaten Belastungsstruktur. Die differenziertere Betrachtung der einzelnen potenziellen Belastungsfaktoren zeigt, dass lediglich zwei Bereiche existieren, in welchen auf Ebene der Gesamtorganisation eine leicht erhöhte Belastung besteht. Am belastendsten wurden hinsichtlich der veränderten Bedingungen durch Sars-CoV-2 dabei die Einhaltung von Hygienevorschriften (41%), die Arbeitsverdichtung (27%) sowie die emotionale Belastung (27%) empfunden. Jedoch sahen die Pflegekräfte auch positive Veränderungen: eine bessere Zusammenarbeit im Team sowie höhere hygienische Standards.



Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
22. August 2022

© 2022. Thieme. All rights reserved.

Georg Thieme Verlag
Rüdigerstraße 14, 70469 Stuttgart, Germany