Gesundheitswesen 2022; 84(08/09): 851
DOI: 10.1055/s-0042-1753947
Abstracts | DGSMP/DGMS
Workshop

„Model of engaged participation in research studies“ – theoriegeleitete Planung und Umsetzung von Rekrutierungsprozessen in der Public Health Forschung im Rahmen des DFG-Forschungsverbunds HELICAP (FOR 2959)

A Heiberger
1   Pädagogische Hochschule Freiburg, Institut für Alltagskultur, Bewegung und Gesundheit, Fachrichtung Forschungsmethoden in den Gesundheitswissenschaften, Freiburg im Breisgau, Deutschland
,
AA Schulz
1   Pädagogische Hochschule Freiburg, Institut für Alltagskultur, Bewegung und Gesundheit, Fachrichtung Forschungsmethoden in den Gesundheitswissenschaften, Freiburg im Breisgau, Deutschland
,
J von Sommoggy
3   Universität Regensburg, Medizinische Soziologie, Institut für Epidemiologie und Präventivmedizin, Regensburg, Deutschland
,
C Dresch
1   Pädagogische Hochschule Freiburg, Institut für Alltagskultur, Bewegung und Gesundheit, Fachrichtung Forschungsmethoden in den Gesundheitswissenschaften, Freiburg im Breisgau, Deutschland
,
H Altawil
2   Medizinische Hochschule Hannover, Institut für Epidemiologie, Sozialmedizin und Gesundheitssystemforschung, Hannover, Deutschland
,
G Schmitt
1   Pädagogische Hochschule Freiburg, Institut für Alltagskultur, Bewegung und Gesundheit, Fachrichtung Forschungsmethoden in den Gesundheitswissenschaften, Freiburg im Breisgau, Deutschland
,
J Lander
2   Medizinische Hochschule Hannover, Institut für Epidemiologie, Sozialmedizin und Gesundheitssystemforschung, Hannover, Deutschland
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Einleitung Um Förderfaktoren und mögliche Barrieren in Rekrutierungsprozessen zu identifizieren, können die Sichtweisen von Studienteilnehmenden und Forschenden einen wichtigen Beitrag leisten. Bisherige Studien [1] sind vorrangig exploratorisch angelegt, d.h. sie basieren größtenteils auf Erfahrungen während der Rekrutierung. Dabei kann eine theoretische Grundlage helfen, zentrale Einflussfaktoren wie beispielsweise hinsichtlich Teilnahmeinteressen, Teilnahmeabsicht und Ergebniserwartung zu identifizieren, um so zielgruppenspezifische Ansatzpunkte zur Förderung der Teilnahmemotivation zu entwickeln. In Anlehnung an das sozialkognitive Verhaltensmodell "Health Action Process Approach" nach Schwarzer [2] wurde ein theoretischer Rahmen als Grundlage für Rekrutierungsvorhaben entwickelt. Ziel ist es, die Anwendbarkeit des adaptierten Modells exemplarisch mittels eines qualitativen Ansatzes zu überprüfen.

Methoden Im Rahmen des multizentrischen DFG-Forschungsverbunds „Health Literacy in Early Childhood Allergy Prevention" wurden Zielgruppen (Eltern Neugeborener, PädiaterInnen, Hebammen) mit unterschiedlichen Ansätzen rekrutiert. Die Rekrutierungsprozesse wurden sowohl aus Perspektive der Teilnehmenden als auch der Forschenden dokumentiert. Dabei wurden in einem mehrstufigen Prozess innerhalb und zwischen den Teilprojekten a) die Komponenten unter Berücksichtigung der Zielgruppen und Forschungsdesigns konkretisiert und b) differenziert, welche Faktoren den Rekrutierungserfolg und damit auch die Qualität der Daten beeinflussen.

Ergebnisse Das entwickelte 3-Phasen-Modell (Pre-Intentional, Intentional, Actional) mit je 3-5 Konstrukten ist geeignet, um für unterschiedliche Rekrutierungsvorhaben grundlegende Motivations- und Verhaltensaspekte unterschiedlicher Zielgruppen zu identifizieren. Die aktive Teilnahme und der Verbleib in einer Forschungsstudie sowie die Datenvalidität werden insbesondere durch die Aufmerksamkeitsgewinnung und das inhaltlich-thematische Interesse beeinflusst. Ziel des Rekrutierungs- und Teilnahmeprozesses sollte es sein, das Interesse von Teilnehmenden möglichst aus inhaltlicher bzw. thematischer Sicht zu fördern bzw. entsprechende Argumente in den Vordergrund zu stellen. Das Modell unterstützt zudem die Berücksichtigung expliziter wie auch impliziter Faktoren, etwa die frühe Einbindung von Personen oder Institutionen, die einen vertrauensbasierten Zugang bzw. Kontakt zu potenziellen Teilnehmenden haben.

Schlussfolgerung Das theoretische Rahmenmodell bietet die Möglichkeit, zielgruppenspezifische Besonderheiten und ggf. relevante Barrieren im Rekrutierungsprozess zu identifizieren. In Kombination mit einer durch die Synthese der Rekrutierungsprozesse entstandenen Handlungshilfe können Teilnahmeentscheidungen zu unterschiedlichen Zeitpunkten hinsichtlich Motivation, Absicht, (Teilnahme-)Planung und Verbleib in Studien adressiert und gezielt beeinflusst werden.



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Article published online:
22 August 2022

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