Aktuelle Ernährungsmedizin 2022; 47(03): 252
DOI: 10.1055/s-0042-1748275
Abstracts
Poster

Wie Digitale Gesundheitsanwendungen (DiGA) die Versorgung bei Essstörungen verbessern kann

S. Köhler
1   Charité Berlin, Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Berlin, Deutschland
› Author Affiliations
 

Ein gesunder Lebensstil ist dann gefährdet, wenn das Ernährungsverhalten durch andere Einflüsse, wie psychische Erkrankungen, gestört ist. Neben der individuellen Belastung der Patient:innen kommt es zusätzlich durch gesundheitliche Folgeschäden wie zB Mangelernährung, Dickleibigkeit oder Schäden des Zahnmaterials zu weiteren Folgeerkrankungen. Das Fachpersonal im Bereich der Ernährungsmedizin wird somit nicht selten auch mit klinischen Essstörungen wie Bindge Eating, Bulimia Nervosa und Anorexie konfrontiert. Ein großer Anteil der Arbeit in diesem Kontext macht das Erarbeiten eines neuen gesunden Essverhaltens während oder nach einer solchen Erkrankung aus. Essstörungspatient:innen weisen oft auch typische Komorbiditäten wie Depression und Angststörungen auf. Zugleich – wie die meisten Menschen mit psychischen Erkrankungen auch- erleben sie die Engpässe in der Versorgung und die langen Wartezeiten auf einen Psychotherapieplatz. Fachpersonen, die Patient:innen weiterverweisen wollten, bleiben erfolglos und jene, die selber eine psychologische Zusatzausbildung Haben stehen vor endlosen Wartelisten und überfüllten Praxen.

Digitale Gesundheitsanwendungen (DiGA ) lassen sich ergänzend in den Alltag von Gesundheitsakteuren integrieren und können so das Versorgungsdefizit entzerren. Allerdings vermissen viele Ärzte, Psychotherapeuten und Gesundheitseinrichtungen weiterhin zentrale Informationsmöglichkeiten, um diese neue Kassenleistung auf Rezept besser zu verstehen und erfolgreich in die Behandlungen einbeziehen zu können.

In meinem Vortrag illustriere ich am Beispiel der Selfapy Kurse bei Bulimia Nervosa und Binge Eating Störung, wie DiGA im Bereich Essstörungen funktionieren und verwendet werden können. Das Digitale-Versorgung-Gesetz wird als gesetzliche Grundlage dieses neuen Versorgungsbereichs berücksichtigt, ebenso wie dessen Anforderungen an Evidenz und Datenschutz. Ein Überblick über digitale Anwendungen im Bereich Psyche allgemein dient als Ausblick zur Behandlung gängiger Komorbiditäten wie zB Depressionen. Nach praktischen Hinweisen zur Verordnung einer DiGA wird Eine RCT-Studie vorgestellt, welche bei uns an der Charité Berlin die Wirksamkeit von DiGA anhand des Selfapy Depressions Kurses untersuchte. Weiter werden laufende Studien zu den Selfapy Esstörungs-Kursen vorgestellt.



Publication History

Article published online:
14 June 2022

© 2022. Thieme. All rights reserved.

Georg Thieme Verlag
Rüdigerstraße 14, 70469 Stuttgart, Germany