Aktuelle Ernährungsmedizin 2022; 47(03): 246-247
DOI: 10.1055/s-0042-1748261
Abstracts
Poster

Störungen des Säure-Basen-Haushaltes bei Patienten mit chronischem Darmversagen und mögliche Therapieoptionen

S. Ulrich-Rückert
1   Universitätsklinikum Frankfurt am Main, Medizinische Klinik 1, Gastroenterologie und Ernährungsmedizin, Frankfurt am Main, Deutschland
,
T. Ott
1   Universitätsklinikum Frankfurt am Main, Medizinische Klinik 1, Gastroenterologie und Ernährungsmedizin, Frankfurt am Main, Deutschland
,
J. Wichmann
1   Universitätsklinikum Frankfurt am Main, Medizinische Klinik 1, Gastroenterologie und Ernährungsmedizin, Frankfurt am Main, Deutschland
,
J. Bojunga
1   Universitätsklinikum Frankfurt am Main, Medizinische Klinik 1, Gastroenterologie und Ernährungsmedizin, Frankfurt am Main, Deutschland
,
I. Blumenstein
1   Universitätsklinikum Frankfurt am Main, Medizinische Klinik 1, Gastroenterologie und Ernährungsmedizin, Frankfurt am Main, Deutschland
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Hintergrund Störungen des Säure-Basen-Haushaltes können sowohl zu einem Anstieg (Alkalose), als auch zu einer Erniedrigung (Azidose) des Blut-pH-Wertes führen. Insbesondere chronische Säure-Basen-Störungen werden in der Praxis häufig übersehen, können aber unbehandelt langfristig u.a. zu Funktionseinschränkungen von Organen, aber auch zu einer Verschlechterung des Ernährungs- und Körperzustandes führen. Durch die vielfältigen gastrointestinalen Beschwerden (Diarrhoe, Erbrechen etc.) stellen auch Patienten mit chronischem Darmversagen eine mögliche Risikogruppe für das Auftreten metabolischer Azidosen und Alkalosen dar, die Datenlage ist in dieser Patientengruppe bislang aber begrenzt.

Ziele In einer retrospektiven Studie wurden 96 Patienten der Ambulanz für chronisches Darmversagen am Universitätsklinikum Frankfurt am Main hinsichtlich des Auftretens von Störungen des Säure-Basen-Haushaltes und möglicher Risikofaktoren analysiert.

Methode & Ergebnisse In die Studie wurden 55 Frauen (57,3%) und 41 Männer (42,7%) im Alter zwischen 14 und 86 Jahren eingeschlossen. Der Erfassung des pH-Wertes und die Differentialdiagnostik erfolgte mittels Blutgasanalyse. Ein pH-Wert<7,35 ist definiert als Azidose,>7,45 als Alkalose. Die statistische Auswertung erfolgte überwiegend deskriptiv mittels BiAS für Windows und Microsoft Excel 2013, Zusammenhänge wurden mithilfe des Chi2-Vierfeldertafel-Tests und der Odds-Ratio ermittelt.

Bei 32% der 96 Patienten wurde mindestens einmal im Erfassungszeitraum eine Alkalose, bei 60% mindestens einmal eine Azidose gemessen. Die aufgetretenen Störungen sind überwiegend metabolischer Genese, es wurde kein signifikanter Zusammenhang mit der vorhandenen Restdarmlänge oder dem Vorhandensein einer parenteralen Ernährung erkannt.

Schlussfolgerung Unsere Analyse zeigt ein häufiges Auftreten von Störungen des Säure-Basen-Haushaltes, insbesondere von metabolischen Azidosen, bei Patienten mit chronischem Darmversagen. Entsprechend sollten bei diesen Patienten regelmäßige Kontrollen und Korrekturen des pH-Wertes erfolgen, um langfristige Folgen, wie bspw. eine Verschlechterung des Ernährungs- und Körperzustandes zu minimieren. Neben klassischer Therapieansätze zur Behandlung von Störungen des Säure-Basen-Haushaltes, könnte bei Patienten mit parenteraler Ernährung die Anpassung des Acetat:Chlorid-Verhältnisses in den Infusionslösungen eine weitere Behandlungsoption darstellen.



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Article published online:
14 June 2022

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