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DOI: 10.1055/s-0042-1748227
Geringe Ballaststoffzufuhr bei Patienten mit rheumatoider Arthritis
Hintergrund Die Pathophysiologie der rheumatoiden Arthritis (RA) ist noch immer nur unzureichend geklärt. Zunehmend rückt der Darm als größtes immunologisches Organ (die sog. „Gut-Joint-Achse“) und das Mikrobiom in den Fokus der Forschung. Mikrobielle Dysbiose sowie ein sog. „Leaky Gut“ und daraus resultierende subklinische Entzündungen als mögliche Trigger-Mechanismen einer Arthritis weisen auf die Bedeutung einer „gesunden“ Ernährung für die Prävention/Therapie der RA hin. Ballaststoffe haben zahlreiche gesundheitsförderliche Wirkungen und könnten aufgrund ihrer anti-inflammatorischen Effekte durch Bildung kurzkettiger Fettsäuren wie z.B. ß-Hydroxybutyrat sowie einer Modulation der Dysbiose die Krankheitsaktivität günstig beeinflussen.
Studien-Design In dieser prospektiven Studie wurde das Ernährungsverhalten von 42 Patienten mit einer RA (mittl. Alter 60,5 Jahre, Frauenanteil 62%, mittl. BMI 27,2 ) und einer medianen Krankheitsdauer von 3,5 Jahren mittels eines Ernährungsprotokolls über jeweils mind. 3 Tage erfasst und analysiert (PRODI-Ernährungssoftware). Untersucht wurde u.a. auch die Zufuhr von Ballaststoffen. Im Stuhl wurde parallel Zonulin als sog. „Leaky Gut Parameter“ bestimmt.
Ergebnisse Zusammengefasst betrug die mittl. Ballaststoffzufuhr 16,0 gr/d (Min. 4,2g/d – Max 28,7g/d). Männer (15,9 g/d) und Frauen (16,1g/d) unterschieden sich nicht in der Ballaststoffzufuhr. Die Zufuhr der durch Symbionten abbaufähigen wasserlöslichen Ballaststoffe war mit 5,2gr/d sehr niedrig. Zonulin war bei allen Patienten im Stuhl mit 343,81 ng/g (Norm<61ng/g) deutlich erhöht (Min. 45,4ng/g – Max 625,4ng/g). Zonulin-Werte korrelierten nicht mit Alter, Geschlecht und Krankheitsaktivität und Therapie.
Fazit 41/42 Patienten hatten deutlich erhöhte Zonulin-Werte im Stuhl. Zonulin erhöht die Darmpermeabilität durch Verringerung der Tight-Junction-Proteine und induziert eine T-zell vermittelte Schleimhautentzündung. Ballaststoffe bzw. die durch Fermentation entstehenden kurzkettigen Fettsäuren regulieren Proliferations- und Differenzierungsverhalten der Darmepithelzellen und tragen zur Aufrechterhaltung der Epthelintegrität bei. Die Ballaststoffzufuhr von RA-Patienten liegt deutlich unter den aktuellen Empfehlungen der DGE (>30g/Tag). Da v.a. Patienten mit entzündlichen Erkrankungen von einer hohen Ballaststoffzufuhr profitieren, sollte die Ernährungsberatung in der Routineversorgung von RA-Patienten eine viel größere Rolle spielen.
Publication History
Article published online:
14 June 2022
© 2022. Thieme. All rights reserved.
Georg Thieme Verlag
Rüdigerstraße 14, 70469 Stuttgart, Germany