Aktuelle Ernährungsmedizin 2022; 47(03): 234-235
DOI: 10.1055/s-0042-1748227
Abstracts
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Geringe Ballaststoffzufuhr bei Patienten mit rheumatoider Arthritis

C. Heidt
1   Schwerpunktpraxis f. Rheumatologie, Bad Bocklet, Deutschland
,
A. Rüffer
2   Enterosan Labordiagnostik, Bad Bocklet, Deutschland
,
M. Reuss-Borst
1   Schwerpunktpraxis f. Rheumatologie, Bad Bocklet, Deutschland
3   Georg-August Universität, Göttingen, Deutschland
› Author Affiliations
 

Hintergrund Die Pathophysiologie der rheumatoiden Arthritis (RA) ist noch immer nur unzureichend geklärt. Zunehmend rückt der Darm als größtes immunologisches Organ (die sog. „Gut-Joint-Achse“) und das Mikrobiom in den Fokus der Forschung. Mikrobielle Dysbiose sowie ein sog. „Leaky Gut“ und daraus resultierende subklinische Entzündungen als mögliche Trigger-Mechanismen einer Arthritis weisen auf die Bedeutung einer „gesunden“ Ernährung für die Prävention/Therapie der RA hin. Ballaststoffe haben zahlreiche gesundheitsförderliche Wirkungen und könnten aufgrund ihrer anti-inflammatorischen Effekte durch Bildung kurzkettiger Fettsäuren wie z.B. ß-Hydroxybutyrat sowie einer Modulation der Dysbiose die Krankheitsaktivität günstig beeinflussen.

Studien-Design In dieser prospektiven Studie wurde das Ernährungsverhalten von 42 Patienten mit einer RA (mittl. Alter 60,5 Jahre, Frauenanteil 62%, mittl. BMI 27,2 ) und einer medianen Krankheitsdauer von 3,5 Jahren mittels eines Ernährungsprotokolls über jeweils mind. 3 Tage erfasst und analysiert (PRODI-Ernährungssoftware). Untersucht wurde u.a. auch die Zufuhr von Ballaststoffen. Im Stuhl wurde parallel Zonulin als sog. „Leaky Gut Parameter“ bestimmt.

Ergebnisse Zusammengefasst betrug die mittl. Ballaststoffzufuhr 16,0 gr/d (Min. 4,2g/d – Max 28,7g/d). Männer (15,9 g/d) und Frauen (16,1g/d) unterschieden sich nicht in der Ballaststoffzufuhr. Die Zufuhr der durch Symbionten abbaufähigen wasserlöslichen Ballaststoffe war mit 5,2gr/d sehr niedrig. Zonulin war bei allen Patienten im Stuhl mit 343,81 ng/g (Norm<61ng/g) deutlich erhöht (Min. 45,4ng/g – Max 625,4ng/g). Zonulin-Werte korrelierten nicht mit Alter, Geschlecht und Krankheitsaktivität und Therapie.

Fazit 41/42 Patienten hatten deutlich erhöhte Zonulin-Werte im Stuhl. Zonulin erhöht die Darmpermeabilität durch Verringerung der Tight-Junction-Proteine und induziert eine T-zell vermittelte Schleimhautentzündung. Ballaststoffe bzw. die durch Fermentation entstehenden kurzkettigen Fettsäuren regulieren Proliferations- und Differenzierungsverhalten der Darmepithelzellen und tragen zur Aufrechterhaltung der Epthelintegrität bei. Die Ballaststoffzufuhr von RA-Patienten liegt deutlich unter den aktuellen Empfehlungen der DGE (>30g/Tag). Da v.a. Patienten mit entzündlichen Erkrankungen von einer hohen Ballaststoffzufuhr profitieren, sollte die Ernährungsberatung in der Routineversorgung von RA-Patienten eine viel größere Rolle spielen.



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Article published online:
14 June 2022

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