Gesundheitswesen 2022; 84(04): 404-405
DOI: 10.1055/s-0042-1745578
Abstracts | BVÖGD/BZÖG
Fachausschuss Infektionsschutz
Workshops

Der Forschungsverbund RoBoPub: „Verbesserung der Öffentlichen Gesundheit durch ein besseres Verständnis der Epidemiologie nagetierübertragener Krankheiten“

Johannes Dreesman
1   Niedersächsisches Landesgesundheitsamt (NLGA), Mikrobiologie, Infektionsschutz, Krankenhaushygiene u. Infektionsepidemiologie, Hannover, Germany
,
RainerG. Ulrich
2   Friedrich-Loeffler-Institut, Institut für neue und neuartige Tierseuchenerreger (INNT), Greifswald – Insel Riems, Germany
› Author Affiliations
 

Der seit 2017 geförderte interdisziplinäre RoBoPub-Forschungsverbund untersucht die Epidemiologie von Hantaviren und Leptospiren. Diese beiden Erregergruppen, die durch chronisch infizierte Nagetiere ausgeschieden werden und längere Zeit in der Umwelt persistieren, können zu Infektionen beim Menschen führen. Diese Infektionen gehen häufig mit einer unspezifischen, grippeähnlichen Symptomatik einher und bleiben daher als solche häufig unerkannt. Es kann jedoch auch zu schwerwiegenden Krankheitsverläufen (u.a. Nierenfunktionsstörung), z.T. mit letalem Verlauf kommen. Der Labornachweis einer akuten Infektion mit Hantaviren und Leptospiren ist nach § 7 Infektionsschutzgesetz meldepflichtig; in Bezug auf Hantaviren ist der Krankheitsverdacht, die Erkrankung sowie der Tod an virusbedingtem hämorrhagischem Fieber meldepflichtig (§6).

Ziel des interdisziplinären Verbundes ist es, die Wissensbasis über diese Zoonoseerreger zu erweitern und die gewonnenen Erkenntnisse in Maßnahmen des öffentlichen Gesundheitsdienstes (ÖGD) umzusetzen. Dazu werden die erreger-, tier-, und umweltbezogenen Aspekte der Erregerübertragung untersucht und mit (Risiko)-Faktoren bzw. Risikogruppen (Forstarbeiter, Erntearbeiter, Bevölkerung in einem Hantavirus-Risikogebiet) assoziiert. Wichtige Gesichtspunkte sind des Weiteren soziale Aspekte der Sensibilisierung und Risikowahrnehmung der Bevölkerung und der niedergelassenen Ärzte. Die Erkenntnisse fließen in die Entwicklung eines Konzepts zur Risikobewertung durch die Entwicklung von Gefahrenkarten, Frühwarnmodulen, Empfehlungen und Maßnahmen der primären und sekundären Prävention ein, die in einem Risikomanagementplan als Handreichung für den ÖGD zusammengeführt werden. Eine wichtige Komponente ist dabei die Information der Bevölkerung, besonders betroffener Personengruppen und der behandelnden Ärzte.

Das Forschungsvorhaben wurde interdisziplinär von Wissenschaftlern aus der Human- und Veterinärmedizin und -epidemiologie, sowie den Bio- und Sozialwissenschaften am Friedrich-Loeffler-Institut, Julius Kühn-Institut, Niedersächsischen Landesamt für Verbraucherschutz (LAVES), Konsiliarlabor für Hantaviren (Charité), Referenzlabor für Leptospiren (Bundesinstitut für Risikobewertung, BfR), Niedersächsischen Landesgesundheitsamt (NLGA), Institut für Tierhygiene und Öffentliches Veterinärwesen (Universität Leipzig) und sine-Institut GmbH, durchgeführt.

https://www.gesundheitsforschung-bmbf.de/de/robopub-6826.php

Interessenskonflikte: Die Autoren erklären, dass keine Interessenskonflikte bestehen



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Article published online:
26 April 2022

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