ergopraxis 2017; 10(04): 12-14
DOI: 10.1055/s-0042-121582
Wissenschaft
© Georg Thieme Verlag Stuttgart – New York

Internationale Studienergebnisse


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Publication Date:
13 April 2017 (online)

Mütter haben mehr Stress – Kinder mit UEMF

Über 60 %
der Mütter von Kindern mit UEMF erreichen ein klinisch relevantes Stresslevel.

Mütter von Kindern mit UEMF erleben mehr Stress als andere Mütter. Das fanden Ergotherapeutin Susan Allen und Psychologin Fiona Knott am Dingley Child Development Centre des Royal Berkshire Hospital in England heraus.

Sie erhoben Daten von 51 Kindern (40 Jungen und 11 Mädchen), die wegen motorischer Schwierigkeiten Ergotherapie erhielten. Ihr Durchschnittsalter betrug 8;4 Jahre. Die Forscherinnen befragten zunächst die Mütter mittels verschiedener Fragebögen zu ihrem Stresslevel (Parent Stress Index), ihren Unterstützungsmöglichkeiten (Family Support Scale) und Bewältigungsstrategien (COPE Inventory). Die sensorische Verarbeitung der Kinder erhoben sie mit dem Short Sensory Profile und die motorischen Fähigkeiten mit der Movement Assessment Battery for Children (M-ABC-2).

Die Auswertung ergab, dass über 60 Prozent der Mütter klinisch relevante Stresslevels erreichten. Dabei zeigte sich jedoch kein Zusammenhang zwischen den motorischen Leistungen der Kinder und dem Stresserleben der Mütter. Der mütterliche Stress korrelierte jedoch mit den Werten des Short Sensory Profile: Je größer die sensorischen Verarbeitungsschwierigkeiten der Kinder, desto gestresster die Mütter. Mütter von Kindern mit Überempfindlichkeiten oder einem hohen Gesamtwert waren besonders gestresst. Eine zusätzliche Autismusdiagnose erhöhte das Stesserleben zusätzlich. Auch die wahrgenommene soziale Unterstützung hatte einen Einfluss auf das Stresserleben der Mütter. Erlebten sie Partner, Familie und Freunde als hilfreich, waren sie weniger gestresst. Einen geringeren Einfluss hatten soziale Organisationen oder professionelle Angebote. Ebenfalls als ausschlaggebend erwiesen sich die Bewältigungsstrategien der Mutter: Hohes Stresserleben stand in starkem Zusammenhang mit negativen Bewältigungsstrategien wie Ablenkung oder Distanzierung von den Problemen des Kindes.

Die Forscherinnen folgern, dass es wichtig ist, die Bedürfnisse der Familie in der Therapieplanung zu berücksichtigen. Ergotherapeuten sollten Eltern in der Erarbeitung positiver Bewältigungsstrategien unterstützen, anstatt sich allein auf die motorischen Einschränkungen des Kindes zu konzentrieren. Sie heben hervor, dass sowohl kindliche als auch elterliche Faktoren Auswirkung auf die Fähigkeit der Eltern haben, die Partizipation ihres Kindes zu unterstützen.

evfi

NZJOT 2016; 63: 29–37