Zusammenfassung
Rapid Cycling stellt eine in der klinischen Praxis häufige Verlaufsform bipolarer
Erkrankungen dar mit einer durchschnittlichen Lebenszeitprävalenz von bis zu 31 %.
Neben der ausgeprägten Symptomschwere, einer erhöhten Suizidalität und der höheren
Rate an Komorbiditäten sind vor allem der langfristig schlechtere Verlauf und ein
reduziertes Therapieansprechen komplizierende Merkmale des Rapid Cycling im Vergleich
zum Verlauf einer bipolaren Erkrankung ohne Rapid Cycling. Häufig stellt das Rapid
Cycling jedoch kein stabiles Charakteristikum bipolarer Erkrankungen dar, wenngleich
die Wahrscheinlichkeit seines Auftretens mit der Dauer der Erkrankung ansteigt. Faktoren,
die u. a. mit dem Auftreten von Rapid Cycling assoziiert wurden, sind weibliches Geschlecht,
Hypothyreose sowie die medikamentöse Therapie mit Antidepressiva. Die Klärung einer
kausalen Genese dieser Faktoren für das Auftreten von Rapid Cycling ist jedoch aufgrund
ihrer komplexen Interaktionen untereinander und mit weiteren Faktoren nicht möglich.
Hinsichtlich der Therapieoptionen stehen nur wenige Daten aus kontrollierten Untersuchungen
zur Verfügung. Basierend darauf ist Lithium, im Gegensatz zu früheren Annahmen, ähnlich
wirksam wie Antikonvulsiva. Positive Wirksamkeitsnachweise für atypische Antipsychotika
existieren vor allem aus placebokontrollierten und herstellerfinanzierten Studien.
Insgesamt fehlen für eine differenzierte Therapieempfehlung unabhängige, prospektive
Studien, die auch Vergleiche einzelner Substanzen untereinander umfassen. Es ist weiterhin
unklar, welche Rolle die medikamentöse Therapie mit Antidepressiva in der Genese bzw.
Phasenakzeleration bei bipolaren Erkrankungen spielt. Hinweise für einen entsprechenden
negativen Einfluss konnten in einigen Untersuchungen gefunden werden, so dass der
Einsatz von Antidepressiva bei Rapid Cycling sehr kritisch hinterfragt werden sollte.
Abstract
Rapid cycling bipolar disorder is encountered frequently in clinical practice with
a lifetime prevalence of up to 31 %. Besides its association with greater illness
severity, increased suicide and comorbidity rates, rapid cycling bipolar disorder
has been closely associated with a longer and more complicated course of disease and
inadequate treatment response compared to non-rapid cycling bipolar disorder. However
rapid cycling does not serve as a stable characteristic of bipolar disorder, though
its prevalence increases with illness duration. Female gender, hypothyreoidism and
antidepressant medications have been suggested as correlates of rapid cycling bipolar
disorder; however, the interaction amongst these factors make an interpretation of
their causal relations difficult. Only very few data are available from randomized
clinical trials that investigated the therapeutic options of rapid cycling bipolar
disorder. Based on these trials, the therapeutic outcome of lithium is similar to
that of the class of anticonvulsants. Positive treatment outcome reported for atypical
neuroleptics is often based on pharmaceutical company-financed, placebo-controlled
RCTS. Altogether independent prospective RCTs and head-to-head comparisons are lacking
that can provide sufficient information on treatment response. In addition, the role
of antidepressant treatment in the course and phase acceleration of bipolar disorder
remains insufficiently understood. However, in the light of present empirical evidence,
the use of antidepressant medication in the treatment of rapid cycling bipolar disorder
has to be looked at highly critically.
Schlüsselwörter
Rapid Cycling - Symptome - Ätiologie - Behandlungsempfehlungen
Key words
rapid cycling - symptoms - background - treatment recommendations