Klin Monbl Augenheilkd 2017; 234(02): 170-174
DOI: 10.1055/s-0042-118462
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Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Musik und Glaukom

Music and Glaucoma
N. Plange
Augenheilkunde, Universitätsklinikum Aachen
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Publikationsverlauf

eingereicht 02. September 2016

akzeptiert 26. September 2016

Publikationsdatum:
13. Januar 2017 (online)

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Zusammenfassung

Musik hat vielfältige Einflüsse auf den Organismus. Neben Wirkungen auf das Herz-Kreislauf-System, psychischen Effekten und einer Verbesserung kognitiver Funktionen (Mozart-Effekt) wurde ein therapeutischer Effekt von Musik bei Glaukom postuliert. Ein erhöhtes mentales Stressniveau und veränderte Persönlichkeitsstrukturen nehmen in diesem Konzept eine zentrale Bedeutung ein. Verschiedene Studien konnten einen signifikanten, aber limitierten Anstieg des Augendrucks unter mentalem Stress nachweisen. Eine Musiktherapie hat zum Ziel, diesen Effekt auszugleichen und vermehrte Augendruckfluktuationen zu vermeiden. Die Studienlage über positive Effekte von Musik auf den Augendruck ist limitiert. Es konnte ein geringer und kurzfristig drucksenkender Einfluss gezeigt werden. Ein Einfluss von Musik auf den Verlauf der Glaukomerkrankung wurde bisher nicht untersucht. Musik von Mozart kann die Verlässlichkeitskriterien der Gesichtsfelduntersuchung verbessern. Dieser mögliche Effekt muss bei Untersuchungen zum Einfluss der Musik auf das Glaukom berücksichtigt werden. Unklarheit besteht in der Literatur über die Bedeutung von Augendruckanstiegen bei professionellen Musikern von Blasinstrumenten. Eine erhöhte Vorsicht beim Vorliegen einer Glaukomerkrankung ist ratsam. Der Einfluss der Musik, die Untersuchungen zu veränderten Persönlichkeitsstrukturen bei Patienten mit Glaukom und die Studien zum Augendruckanstieg unter mentalem Stress unterstreichen die Bedeutung einer psychologischen Betreuung der Glaukompatienten, die mit einer chronischen Erkrankung mit Erblindungsrisiko konfrontiert sind.

Abstract

Music may have multiple influences on the human organism. A possible therapeutic effect for patients with glaucoma has been postulated, aside from the known impact of music on the cardiovascular system, psychogenic effects and a short-term improvement in mental performance (Mozart effect). The higher level of mental stress in patients with glaucoma and type-A personality behaviour may be related to higher intraocular pressure in patients with glaucoma. Relaxing music may have a positive impact in these patients, related to a reduction in intraocular pressure or its fluctuations. However, only limited data exist on the effects of music on intraocular pressure. No clinical studies have yet been performed to investigate the effect of music or music therapy on glaucoma progression. The music of Mozart may influence visual field examinations, possibly due to a positive short term effect on mental performance. This factor needs to be addressed in studies dealing with the effect of music in glaucoma. The relevance of intraocular pressure increases in professional wind instrument players is controversial. An increased level of care might be advisable in patients with advanced glaucoma. The influences of music on humans, altered personality profiles in patients with glaucoma and the studies showing some effect of stress on intraocular pressure stress the relevance of psychological support for glaucoma patients, who are confronted with a disease with a high longterm risk of blindness.