Zusammenfassung
Hintergrund: Vor 10 Jahren wurde Qualitätsmanagement (QM) für den ambulanten Sektor verpflichtend
eingeführt.
Ziel der Arbeit: Wir wollten wissen, wie die Einführung von QM von Hausärzten erlebt wurde, welchen
Stellenwert es heute für sie hat und wie sie die Zukunft von QM einschätzen.
Material und Methoden: In einem qualitativen Studiendesign wurden Ärzte eines Ärztenetzes in Experteninterviews
anhand eines semistrukturierten Interviewleitfadens befragt. Die verschriftlichten
Interviews wurden in einem zunächst induktiven, dann deduktiven Prozess in Triangulation
kodiert. In einem Diskussions- und Einigungsprozess konnten Themenfelder und Kodefamilien
identifiziert werden. Die Befragung endete nach Informationssättigung.
Ergebnisse: Für die Standardisierung einiger Basisprozesse wie Hygiene bestand Einverständnis.
QM ließe sich jedoch kaum auf einen Bereich übertragen, der wesentlich von zwischenmenschlicher
Beziehung und Kommunikation geprägt sei. Die Ärzte gaben an, QM auf ein erträgliches
und für sie sinnvolles Maß reduziert zu haben. Zertifizierung wurde weiterestgehend
abgelehnt. Die Erwartungen für die nächsten 10 Jahre waren im Sinne immer mehr bürokratischer
Vorgaben eher pessimistisch.
Schlussfolgerung: Die gesetzliche Einführung von QM war ein Eingriff der Gesellschaft in den professionellen
Bereich der Ärzte. Statt passivem Widerstand und Beschränkung von QM auf ein erträgliches
Minimum könnte eine engagierte eigenständige Qualitätsarbeit helfen, gesellschaftliches
Vertrauen zurückzugewinnen, um die notwendige professionelle Autonomie zu erhalten.
Abstract
Background: Quality management (QM) became mandatory for the ambulatory sector of the German
health care system 10 years ago.
Objectives: The aim of this study was to find out how general practitioners (GPs) perceived the
introduction of this measure, how they see it today and what they expect of the future
concerning QM.
Materials and Methods: In a qualitative study, interviews following a semi-structured guideline with GPs
were conducted. Following transcription, interviews were coded in triangulation, first
inductively, then deductively until saturation was reached. Main topics and code families
were agreed on after discussion.
Results: There was consensus on the necessity of standardization of basic processes like hygiene.
However, the application of QM to an activity that emphasizes personal relationships
and communication was seen as barely possible. GPs stated that they reduced QM to
a tolerable and for them reasonable minimum. GPs mostly refused certification. The
next 10 years were seen with pessimism in terms of more bureaucratic guidelines.
Conclusion: The statutory introduction of QM was an attack on medical professionalism. Instead
of passive resistance and reduction of QM to a minimum, engaged independent quality
work might help to regain the trust of society we seem to have lost and restore the
professional autonomy we need for our work.
Schlüsselwörter
Qualitätsmanagement - Hausarztpraxis - qualitative Studie - Professionalität
Key words
quality management - general practice - qualitative study - professionalism