Zentralbl Chir 2016; 141(06): 645-651
DOI: 10.1055/s-0042-114871
Originalarbeit
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

„STeP“ („Students Teaching Patients“): Abfrage der ärztlichen Aufklärung durch Medizinstudierende. Ergebnisse einer methodischen Umstellung und weiterführende Überlegungen

“STeP” (“Students Teaching Patients”): Medical Students Following up on Informed Consent Discussions. Results of a Methodological Change and Further Considerations
C. Chiapponi
1   Klinik für Allgemein-, Viszeral- und onkologische Chirurgie, Universitätsklinikum Köln, Deutschland
,
F. Meyer
2   Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Gefäßchirurgie, Universitätsklinikum Magdeburg, Deutschland
,
F. Kersten
2   Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Gefäßchirurgie, Universitätsklinikum Magdeburg, Deutschland
,
C. Bruns
1   Klinik für Allgemein-, Viszeral- und onkologische Chirurgie, Universitätsklinikum Köln, Deutschland
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
12. Dezember 2016 (online)

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Zusammenfassung

Einleitung: In der Literatur findet man zunehmend Berichte über die Unvollständigkeit der ärztlichen Aufklärungen durch „Residents“. Diese fühlen sich wiederum unsicher und nicht adäquat auf diese Aufgabe vorbereitet. Ziel dieses Projekts war es, die Aufklärung von Patienten in die studentische Ausbildung unter kontrollierten Bedingungen zu integrieren, anstatt dies nur im Rollenspiel mit Kommilitonen oder Schauspielpatienten zu üben.

Methoden: An der Universität Magdeburg wurde vor Kurzem die neue Unterrichtseinheit „STeP“ („Students Teaching Patients“) für Medizinstudierende eingeführt. Die Medizinstudierenden werden zunächst von einem approbierten Arzt auf die ärztliche Aufklärung vorbereitet. Sie führen nach adäquater Einführung beim bereits ärztlich aufgeklärten Patienten eine strukturierte Abfrage der Aufklärungsinhalte durch. Im Rahmen der Nachbereitung berichten sie dem Arzt über das stattgefundene Gespräch. Schließlich vergewissert sich der Arzt im 4-Augen-Gespräch mit dem Patienten darüber, dass keine Unsicherheiten entstanden sind. In Erweiterung zum ursprünglichen Ablauf wurde im vorliegenden Teilprojekt die studentische Abfrage 2-mal am gleichen Patienten durchgeführt, um die Wissenszunahme der Patienten durch das studentische Gespräch zu untersuchen.

Ergebnisse: Trotz absolviertem Chirurgiekurs ist es den Medizinstudierenden nicht hinreichend klar, welche Komplikationen im Rahmen der laparoskopischen Cholezystektomie eine hohe Relevanz aufweisen. Ähnlich schwierig war es auch für Patienten, die bereits ärztlich aufgeklärt worden waren, wiederzugeben, welche Folgen und Komplikationen aus diesem Eingriff entstehen können. So konnte eine Stichprobe von Patienten bspw. nach erfolgter ärztlicher Aufklärung durchschnittlich nur eine einzige Komplikation in der STeP-Abfrage wiedergeben, und nur ein kleiner Anteil konnte sich unter der „Verletzung des Ductus hepatocholedochus“ etwas vorstellen. Die Anzahl an Komplikationen, die von den 10 Patienten in der 2. STeP-Abfrage benannt werden konnte, stieg. Die generelle Bereitschaft der Patienten, das Gespräch 2-mal durchzuführen, sank allerdings und führte in der Folge zum Abbruch dieses Teilprojekts.

Schlussfolgerung: Die Analyse der Limitationen der hier beschriebenen methodischen Veränderung (Zweitbefragung) resultiert in einer Weiterentwicklung der Methodik von STeP: Das studentische Gespräch soll nun vor der ärztlichen Aufklärung im Sinne eines „Beratungsgesprächs“ stattfinden und vom Studierenden in Form einer Selbstreflexion evaluiert werden. Die Auswertung von Wissenszuwachs und Zufriedenheit der Patienten erfolgt dann durch die Studierenden – allerdings erst postoperativ. Die Ergebnisse dieser veränderten Maßnahme stehen zurzeit noch aus.

Abstract

Background: Literature shows an increasing number of reports on the incompleteness of informed consent discussions held by residents. Residents feel insecure and not adequately prepared for this task. This project aimed to integrate supervised informed consent discussions into the medical curriculum, working with “real” patients instead of other students or actors.

Method: “STeP” (“Students Teaching Patients”) is a teaching format which has been recently introduced at the University of Magdeburg. Initially, a certified physician prepares medical students for taking informed consent. Using standard questionnaires, students interview patients who have given consent, following up on what patients recall from the informed consent discussion. Afterwards the results are reported to the physician, who then checks back with the patient that there are no new or unanswered questions. In this part of the project, the original process was changed in that a group of patients was interviewed twice to evaluate whether students were able to increase patientsʼ knowledge.

Results: Although all students taking part in this study had already completed the surgery course, they were not sufficiently aware of the most relevant complications of laparoscopic cholecystectomy. Also it was difficult for informed patients to render the consequences and complications resulting from such a procedure. Randomly chosen patients recalled only one possible complication on average, although they had signed the informed consent form. Most of them could not explain the effects of a lesion of the bile duct. Although those patients who had been interviewed twice recalled more complications than those who had been interviewed only once, patients generally did not like to be interviewed twice, which caused us to discontinue this part of the project.

Conclusions: Based on the analysis of the limitations of this method of repeated interviews, we now plan to perform STeP as a “student consultation” before the physician takes informed consent, with students reflecting their own consultation. Increase in knowledge and patient satisfaction will be measured postoperatively by the students. The results of this project are pending.