ergopraxis 2016; 9(03): 6-7
DOI: 10.1055/s-0042-103766
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Publication Date:
04 March 2016 (online)

Neue S3-Leitlinie Demenzen – Ergotherapie soll empfohlen werden

Ergotherapeutische Maßnahmen sollten bei Patienten mit leichter bis mittelschwerer Demenz angeboten werden, heißt es in der neuen Leitlinie Demenzen. In der Fassung von 2009 war noch von „kann angeboten werden“ die Rede. „Die Wirksamkeit alltagsnaher kognitiver Stimulation, individuell angepasster Ergotherapie oder gezielter körperlicher Aktivitäten ist klar nachgewiesen“, sagt Prof. Wolfgang Maier von der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN). „Die Anwendung solcher Verfahren sollte möglichst zu Hause e r folge n . Dami t werden nicht nur Lebensqualität , Fähigkeiten und positive Gefühle der demenziell Erkrankten gefördert, sondern vor allem auch die Pflegenden entlastet.“ Die Experten sprechen sich deutlich für ein intensives Angehörigentraining aus und fordern systematische Beratungs- und Trainingsangebote.

23 Fachgesellschaften, Berufsverbände und Organisationen von Medizinern, Therapeuten, Pflegenden und Patienten überarbeiteten die Leitlinie in mehr als fünf Jahren. Ihr Wissen zur bestmöglichen Erkennung, Behandlung und Betreuung von Menschen mit Alzheimer- Demenz, vaskulärer Demenz, Lewy-Körperchen- Demenz sowie frontotemporaler Demenz trugen sie auf 133 Seiten und 21 Tabellen zusammen. Federführend dabei waren die DGPPN und die Deutsche Gesellschaft für Neurologie (DGN).

Bei der pharmakologischen Therapie von Menschen mit Alzheimer haben sich vier Medikamente als wirksam erwiesen. Sie verzögern vor allem den Abbau kognitiver Fähigkeiten, müssten aber sehr differenziert eingesetzt werden. Neu ist die Bewertung des Ginkgo-Extraktes. Es kann bei Menschen mit leichter bis mittelgradiger Alzheimer- Demenz oder vaskulärer Demenz, die zusätzlich unter Verhaltensänderungen wie Depression oder Antriebsstörungen leiden, positive Wirkung zeigen. Neben der pharmakologischen Therapie spielen die psychosozialen Interventionen eine wichtige Rolle. So sei beispielsweise bei Patienten mit leichter bis moderater Demenz die kognitive Stimulation von Nutzen, kognitives Training wie Auswendiglernen von Wortlisten bringe hingegen nichts. Es gebe auch Hinweise darauf, dass sich Musiktherapie günstig auswirken kann. Ebenso multisensorische Verfahren, beispielsweise Snoezelen, mit individualisierten, biografiebezogenen Stimuli, die Freude und Aktivität bei moderater bis schwerer Demenz fördern.

ba

→ Die Leitlinie Demenzen finden Sie unter www.dgn.org oder www.dgppn.de.