Zusammenfassung
Das Primärziel der Osteomyelitistherapie ist die Infektsanierung. Die Behandlung ist
jedoch häufig langwierig und teuer. Neben der antibiotischen Therapie gehört das radikale
chirurgische Débridement zum Grundkonzept jeder Behandlung. Ausgedehnte Knochensubstanzverluste
können die Folge sein. Defektassoziierte Sekretverhalte können wiederum zur Infektpersistenz
bzw. zu Infektreexazerbationen führen. Eine ossäre Defektauffüllung ist daher zwingend
erforderlich. Die Behandlungsmöglichkeiten zur Rekonstruktion von Knochenstrukturen
sind mannigfaltig, es werden dennoch immer wieder Infektrezidive beobachtet. Eine
äußerst wichtige Rolle spielt die adäquate Gewebeperfusion. Der gefäßgestielte Muskellappentransfer
zählt seit vielen Jahren zur alternativen Behandlungsoption bei schlecht rekonstruierbaren
Knochendefekten. Die körpereigenen zur Verfügung stehenden Voraussetzungen sind jedoch
stets verschieden. Die individuelle Anpassung des Vorgehens hat daher eine große Bedeutung.
Im folgenden Artikel wird eine erfolgreiche Infektsanierung einer initial therapierefraktären
Tibiakopfosteomyelitis mit ausgedehnten Knochensubstanzverlusten durch Transfer eines
ortsständigen, gefäßgestielten Muskellappens beschrieben. Die Besonderheit des vorliegenden
Falles liegt darin, dass die vollständige Defektauffüllung über einen transossären
Einzug des medialen M. gastrocnemius von dorsal nach ventral durch den Tibiakopf hindurch
erfolgte.
Abstract
The primary objective of osteomyelitis treatment is disinfection. Therapies can be
protracted and expensive. The basic approach is to use radical debridement with antibiotics.
However, radical debridement often results in major osseous defects, so it may be
necessary to restore bone structures. Several different therapies have been described.
Disinfection may be influenced by tissue perfusion. A muscle flap may effectively
make good the loss of osseous tissue. In any case, autologous material is limited
and the procedure must be adapted to the individual patient. We now report the successful
therapy of refractory tibial head osteomyelitis with large osseous defects with a
transosseous muscle flap. The caput mediale of the gastrocnemius muscle was used for
dorsal to ventral muscle transfer through the proximal tibia.
Schlüsselwörter transossärer Muskeltransfer - Tibiakopfosteomyelitis - Débridement
Key words transosseous muscle transfer - tibial head osteomyelitis - debridement