Z Geburtshilfe Neonatol 2021; 225(S 01): e16
DOI: 10.1055/s-0041-1739747
Abstracts | DGPM

Stillverhalten und innerklinisches Stillmanagement bei SARS-CoV-2/COVID-19 in Kliniken der Covid-19 Related Obstetric and Neonatal Outcome Study (CRONOS)

J Zölkau
1   Universitätsklinikum Jena, Klinik für Geburtshilfe, Jena, Deutschland
,
Y Heimann
1   Universitätsklinikum Jena, Klinik für Geburtshilfe, Jena, Deutschland
,
U Pecks
2   Universitätsklinikum Schleswig-Holstein Campus Kiel, Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe, Kiel, Deutschland
,
C Hagenbeck
3   Universitätsklinikum Düsseldorf, Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Düsseldorf, Deutschland
,
M Abou-Dakn
4   St. Joseph Krankenhaus, Klinik für Gynäkologie, Berlin, Deutschland
,
AC Longardt
5   Universitätsklinikum Schleswig-Holstein Campus Kiel, KKJM I, Neonatologie, Kiel, Deutschland
› Author Affiliations
 

Einleitung Zu Beginn der SARS-CoV-2-Pandemie war eine Risikobewertung der postpartalen vertikalen Transmission infizierter Mütter bei Bonding und Stillen nicht möglich. Die resultierende Unsicherheit mit initialen Maßnahmen des Stillverzichts und der Trennung infizierter Mütter von ihren Kindern wich mit wachsender Datenlage: Rooming-In und Stillen unter Hygienemaßnahmen erhöhen die Infektionsrate der Säuglinge nicht [Ronchi et al. JAMA Pediatr 2020]. Internationale Berichte zu frühzeitigen Entlassungen und reduzierter Stillunterstützung in der Folge pandemiebedingter Anpassungen des Kliniksmanagements [Perrine et al. MMWR 2020] werfen die Frage des Stillmanagements und Stillverhaltens bei SARS-CoV-2-Infektion oder COVID-19-Erkrankung in Deutschland auf.

Untersucht wird das Stillverhalten im Kollektiv des nationalen CRONOS-Registers unter Berücksichtigung der Charakteristika sowie des Outcomes von Mutter und Kind. Ergänzend wird das innerklinische Still- und Pandemiemanagement an den am CRONOS-Register teilnehmende Kliniken erhoben.

Material/Methode Bis zum 20.05.2021 wurden 2201 Schwangere aus 109 Zentren mit gesicherter, intragravide diagnostizierter SARS-CoV-2-Infektion in CRONOS registriert. Es werden die Daten aller registrierten Fälle unter Ausschluss von maternalen (n=2) und fetalen (n=39) Todesfällen ausgewertet. Neben der Deskription des Stillverhaltens innerhalb der Kohorte (n=2160), wird diese in Abhängigkeit von Charakteristika der Schwangerschaft, der SARS-CoV-2-Infektion bzw. COVID-19-Erkrankung sowie des Geburtsoutcomes berichtet. Sekundär werden in CRONOS registrierte Frauen mit einer positiven SARS-CoV-2-PCR binnen 14 Tagen präpartal gesondert nach selbigen Gesichtspunkten analysiert.

Ergebnisse Von 2160 Frauen wurden für 1604 (74,3%) Angaben zur Ernährung mit Muttermilch gemacht: 93,1% (1494/1604) der Kinder wurden mit Muttermilch ernährt, 6,9% (110/1604) nicht. Unter den mit Muttermilch ernährten Kindern wurden 54,4% (813/1494) voll und 16,7% (249/1494) teilweise gestillt, in 2,7% (41/1494) wurde abgepumpte Milch gefüttert; für 391 Fälle (26,1%) wurden keine Angaben gemacht. Im Falle verneinter Muttermilchgabe wurde in 21,8% (24/110) COVID-19 als Hauptgrund für, in 66,4% (73/110) war COVID-19 nicht als Ursache des Stillverzichts angegeben; für 11,8% (13/110) lag keine Angabe vor.

Diskussion Mit 93,1% ist die Stillrate im CRONOS-Kollektiv hoch. Zudem wurde bei Nicht-Stillenden in weniger als 22% die SARS-CoV-2-Infektion als Hauptgrund genannt. Mögliche Einflüsse auf das Stillverhalten werden in weiteren Analysen in Abhängigkeit des jeweiligen lokalen Stillmanagements Berücksichtigung finden. Eine standardisierte Online-Umfrage unter den geburtshilflichen und neonatologischen Verantwortungsträger ist zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht abgeschlossen.



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Article published online:
26 November 2021

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