Gesundheitswesen 2021; 83(08/09): 728
DOI: 10.1055/s-0041-1732214
Donnerstag 23.09.2021
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Ist Binge Drinking im Erwachsenenalter auch ein Thema? – Eine repräsentative Studie

C Donath
1   Zentrum für Medizinische Versorgungsforschung, Universitätsklinikum Erlangen, Psychiatrische und Psychotherapeutische Klinik, Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, Erlangen, Deutschland
› Institutsangaben
 

Einleitung Rauschtrinken (Binge Drinking) ist in der Präventionsforschung vor allem bei Jugendlichen ein viel beachtetes Thema. Die Verbreitung in der erwachsenen Bevölkerung sowie die Prädiktoren für dieses Risikoverhalten bei der ab-16-Jährigen Bevölkerung stehen seltener im Fokus.

Methoden Eine repräsentative Erhebung mit N = 5.711 Teilnehmern in Niedersachsen wurde durch das Kriminologische Forschungsinstitut Niedersachsen (KfN) durchgeführt, um Prävalenz und potentielle Schutz- und Risikofaktoren für Rauschtrinken zu identifizieren. Rauschtrinken wurde definiert mit mindestens 5 „Drinks“ zu einer Gelegenheit innerhalb der letzten 30 Tage.

Ergebnisse Insgesamt 28,0 % der ab 16-jährigen Bevölkerung sind als Rauschtrinker (30-d-Prävalenz) klassifiziert worden. In der binär-logistischen Regressionsanalyse mit Rauschtrinken (ja/nein) als abhängiger Variable konnten insgesamt 13 signifikante Prädiktoren identifiziert werden (Chi2 (34) = 872,04; p < 0,001): Gruppen, die das Risikoverhalten signifikant häufiger zeigten, waren Männer, Personen ohne Migrationshintergrund und Menschen außerhalb von Großstädten. Der Konsum weiterer Substanzen, bestimmte Persönlichkeitsmerkmale aber auch eine hohe soziale Aktivität und – Integration waren positiv mit dem Verhalten assoziiert. Dagegen standen ein höheres Alter, regelmäßige kulturelle Aktivitäten sowie Religionszugehörigkeit zum Islam signifikant seltener mit dem Risikoverhalten Rauschtrinken im Zusammenhang.

Fazit Nicht nur soziodemographische Faktoren sagen ein Risikoverhalten wie Rauschtrinken vorher. Auch eher „weiche“ Variablen wie Freizeitverhalten, die sich möglicherweise durch niedrigschwellige Präventionsmaßnahmen in Bezug auf Umgebungsgestaltung (Verhältnisprävention) beeinflussen lassen, sollten in Betracht gezogen werden.



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Artikel online veröffentlicht:
02. September 2021

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