Einleitung Rauschtrinken (Binge Drinking) ist in der Präventionsforschung vor allem bei Jugendlichen
ein viel beachtetes Thema. Die Verbreitung in der erwachsenen Bevölkerung sowie die
Prädiktoren für dieses Risikoverhalten bei der ab-16-Jährigen Bevölkerung stehen seltener
im Fokus.
Methoden Eine repräsentative Erhebung mit N = 5.711 Teilnehmern in Niedersachsen wurde durch
das Kriminologische Forschungsinstitut Niedersachsen (KfN) durchgeführt, um Prävalenz
und potentielle Schutz- und Risikofaktoren für Rauschtrinken zu identifizieren. Rauschtrinken
wurde definiert mit mindestens 5 „Drinks“ zu einer Gelegenheit innerhalb der letzten
30 Tage.
Ergebnisse Insgesamt 28,0 % der ab 16-jährigen Bevölkerung sind als Rauschtrinker (30-d-Prävalenz)
klassifiziert worden. In der binär-logistischen Regressionsanalyse mit Rauschtrinken
(ja/nein) als abhängiger Variable konnten insgesamt 13 signifikante Prädiktoren identifiziert
werden (Chi2 (34) = 872,04; p < 0,001): Gruppen, die das Risikoverhalten signifikant häufiger
zeigten, waren Männer, Personen ohne Migrationshintergrund und Menschen außerhalb
von Großstädten. Der Konsum weiterer Substanzen, bestimmte Persönlichkeitsmerkmale
aber auch eine hohe soziale Aktivität und – Integration waren positiv mit dem Verhalten
assoziiert. Dagegen standen ein höheres Alter, regelmäßige kulturelle Aktivitäten
sowie Religionszugehörigkeit zum Islam signifikant seltener mit dem Risikoverhalten
Rauschtrinken im Zusammenhang.
Fazit Nicht nur soziodemographische Faktoren sagen ein Risikoverhalten wie Rauschtrinken
vorher. Auch eher „weiche“ Variablen wie Freizeitverhalten, die sich möglicherweise
durch niedrigschwellige Präventionsmaßnahmen in Bezug auf Umgebungsgestaltung (Verhältnisprävention)
beeinflussen lassen, sollten in Betracht gezogen werden.