Thorac Cardiovasc Surg 2021; 69(S 02): S93-S117
DOI: 10.1055/s-0041-1725929
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Positionspapier: Forderung Eines Umfassenden Neuropsychologischen Screenings Für Kinder Und Jugendliche Mit Angeborenem Herzfehler (AHF)

H. Hövels-Gürich
1   Aachen, Deutschland
,
B. Latal
2   Zürich
› Institutsangaben

Objectives: Systematische Entwicklungsuntersuchungen und Publikationen haben gezeigt, dass bei Kindern mit AHF ein signifikant erhöhtes Risiko für kurz- und langfristige motorische und kognitive Entwicklungsstörungen mit negativen Auswirkungen auf das Verhalten, die psychosoziale Situation, die schulische Leistung sowie auf die Lebensqualität und Unabhängigkeit im Erwachsenenalter besteht.

Inzidenz von Entwicklungsdefiziten: In der frühen Kindheit 30 to 60% motorische Entwicklungs- und Koordinationsstörungen sowie 20 to 30% Sprachentwicklungsstörungen; im Schulalter 20 to 40% Verhaltensprobleme und 30 to 50% Lernschwierigkeiten.

Ziel: des Positionspapiers ist eine systematische frühzeitige Erfassung und Therapie von Entwicklungs-, Teilleistungs- und Verhaltensstörungen.

Methods:

Forderungen:

Zielgruppe: alle im Neugeborenen- und Säuglingsalter am offenen Herzen operierten Kinder mit AHF sowie Kinder mit AHF in Kombination mit Frühgeburtlichkeit, Entwicklungsverzögerung, vermuteter genetischer Anomalie oder mit Entwicklungsstörungs-assoziierten Syndromen (sofern nicht anderweitig betreut)

Screeningkonzept: (1) 2 ausführliche neuropsychologische Untersuchungen im Alter von 2 und 5 Jahren –vor Schuleintritt- zur Erfassung neurologischer, motorischer, kognitiver und sprachlicher Störungen sowie psychosozialer Auffälligkeiten. (2) 2 weitere Untersuchungen vor der Pubertät im Alter von 10–12 Jahren und vor dem Eintritt in das Erwachsenenalter im Alter von 16–17 Jahren zur Erfassung insbesondere von exekutiven und psychiatrischen Störungen sowie psychosozialen Auffälligkeiten. (3) Begleitend standardisierte Erfassung der Lebensqualität als wichtiges Instrument für Screening und Diagnostik sowie Planung und Monitoring psychosozialer Interventionen unter Berücksichtigung familienzentrierter Konzepte. (4) Erarbeitung der zur Anwendung kommenden standardisierten Testverfahren in Zusammenarbeit mit pädiatrischen Fachgesellschaften. (5) Ressourcenplanung mit Finanzierungssicherheit und Durchführung der Untersuchungen durch geschultes Fachpersonal u.a. in sozialpädiatrischen Zentren, Frühförderstellen, Einrichtungen der Kinder- und Jugendpsychiatrie oder spezialisierten Fachpraxen. (6) Implementierung des Screeningprogramms als Regelleistung in die Kassenärztliche Versorgung mit Dokumentation im “Gelben Heft.”

Conclusion: Das Screeningkonzept soll eine wirksame Prävention von Spätschäden für Entwicklung und psychosoziales Umfeld von Kindern mit AHF bis in das Erwachsenenalter fördern.



Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
21. Februar 2021

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