Anästhesiol Intensivmed Notfallmed Schmerzther 2016; 51(10): 616-625
DOI: 10.1055/s-0041-110008
Fachwissen: Topthema
Anästhesiologie / Intensivmedizin
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Hämodynamisches Monitoring - Erweitertes Monitoring

Invasive and minimally invasive hemodynamic monitoring
Matthias Hansen
1   Klinik für Anästhesie und operative Intensivmedizin, Klinik Schillerhöhe des Robert-Bosch-Krankenhauses Stuttgart
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Publication Date:
20 October 2016 (online)

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Zusammenfassung

Bei Patienten mit einem instabilen Kreislauf oder bei einem hohen Risiko für eine Instabilität ist das Standardmonitoring meist nicht ausreichend. Dazu sind Daten vorliegend, die bei instabilem Kreislauf eine frühe zielgerichtete Therapie als vorteilhaft anzeigen. Es gibt inzwischen mehrere verschieden Möglichkeiten der erweiterten hämodynamischen Überwachung. Diese unterscheiden sich sowohl in ihrer Invasivität, wie auch in ihrer Aussagefähigkeit. Die nicht invasiven Methoden der HZV-Messung, die ausschließlich auf eine Pulsdruck- oder Pulskonturanalyse beruhen, zeigen laut Studien nicht in jeder Situation eine ausreichende Validität im Vergleich mit den Thermodilutionsverfahren, benötigen jedoch nur einen arteriellen Katheter zur Messung. Die pulmonalarteriellen und transpulmonalen Thermodilutionsverfahren sind ebenso wie das Lithiumdilutionsverfahren ausreichend in ihrer Messgenauigkeit und bieten zusätzlich Werte für hämodynamische Therapiesteuerung. Das höchste Risiko hat die Verwendung eines pulmonalarteriellen Katheters; in der Hand eines darin geübten Anwenders ist dessen Verwendung jedoch bei der richtigen Indikationsstellung unverändert gerechtfertigt.

Abstract

Advanced hemodynamic monitoring is necessary for adequate management of high-risk patients or patients with derangement of circulation. Studies demonstrate a benefit of early goal directed therapy in unstable cardiopulmonary situations. In these days we have different possibilities of minimally invasive or invasive hemodynamic monitoring. Minimally invasive measurements like pulse conture analysis or pulse wave analysis being less accurate under some circumstances, however only an artery catheter is needed for cardiac output monitoring. Pulmonary artery, transpulmonary thermodilution and lithium dilution technology have acceptable accuracy in cardiac output measurement. For therapy of unstable circulation there are additionally parameters to obtain. The pulmonary artery catheter is the device with the largest rate of complications, used by a trained crew and with a correct indication, his use is unchained justified.

Kernaussagen

  • Für Patienten mit einem instabilen Kreislauf oder bei Verwendung einer Therapie mit höherer Dosierung an Katecholaminen ist eine Standardkreislaufüberwachung meist nicht ausreichend.

  • Die erste Maßnahme des erweiterten Monitorings ist die Verwendung einer arteriellen Kanüle und ggf. die Anlage eines zentralvenösen Katheters.

  • Da die Parameter Blutdruck und Herzfrequenz den Patientenkreislauf nur sehr eingeschränkt beurteilen, ist die Bestimmung des Herzzeitvolumens (oder des Cardiac Index) in kritischen Situationen sehr sinnvoll. Zusätzlich kann der systemisch vaskuläre Widerstand errechnet werden.

  • Nicht kalibrierte Pulskontur- oder Pulsdruckanalysen zur Bestimmung des Herzzeitvolumens sind nicht in jeder Situation zuverlässig und sinnvoll.

  • Thermodilutionsmessungen oder Lithiumdilutionsmessungen sind zur Bestimmung des kardialen Auswurfs bei kritisch Kranken valide, teilweise werden noch zusätzliche nützliche Parameter wie z. B. die Schlagvolumenvarianz erhoben.

  • Die Verwendung des Pulmonalarterienkatheters (PAK) nur zur Bestimmung des Herzzeitvolumens ist durch die hierfür vorhandenen risikoärmeren Alternativverfahren nicht mehr notwendig. Bei Patienten mit Rechtsherzinsuffizienz, hohem Druck im Stromgebiet der A. pulmonalis, im kardiogenen Schock und bei komplexen herzchirurgischen Eingriffen ist der PAK unverändert indiziert.

  • Die Instrumente des erweiterten hämodynamischen Monitorings sind nur dann sinnvoll, wenn aus den erhobenen Messwerten eine rasche, zielgerichtete Therapie erfolgt.