ergopraxis 2015; 8(11/12): 16-18
DOI: 10.1055/s-0041-108731
wissenschaft
© Georg Thieme Verlag Stuttgart – New York

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Publikationsdatum:
13. November 2015 (online)

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Sexualität mit Rückenmarksschädigung – Ergotherapeutische Unterstützung ist gefragt

Frauen mit erworbener Rückenmarksschädigung haben ebenso wie gesunde Frauen sexuelle Bedürfnisse und Anliegen, die Ergotherapeuten berücksichtigen sollten. Zu diesem Schluss kam ein Forschungsteam um die Ergotherapeutin Dr. Cathy Lysack an der Wayne State University in Detroit, USA.

Die Forscher interviewten 20 Frauen mit Rückenmarksschädigung, die zwischen 27 und 66 Jahre alt waren. Das Durchschnittsalter betrug 46 Jahre. Über die Hälfte von ihnen hatte eine Paraplegie, der Rest eine Tetraplegie. Als häufigste Ursache für die Erkrankung nannten sie Autounfälle (60 %), gefolgt von Schussverletzungen (20 %). Den Ergebnissen zufolge betrachten die Frauen ihre Sexualität als wichtigen Bestandteil des Lebens. Ihr Verständnis von sexueller Intimität variiert dabei stark. Sie assoziieren Sex zum Beispiel mit Stressabbau, konkreten Verhaltensweisen oder einem globalen Zustand von Wohlbefinden. Unabhängig von ihrer Definition wünschen sich die meisten Teilnehmerinnen (75 %), sexuell aktiver zu sein. Das gilt gleichermaßen für verheiratete und unverheiratete Frauen. Die Zufriedenheit mit ihrem Sexualleben hängt stark von der Qualität ihrer Beziehung ab. Gleichzeitig beeinflussen ihre körperlichen Beeinträchtigungen, wie sie ihre Sexualität ausleben können. Hinderlich sind vor allem Schmerzen, Kraftlosigkeit, Erschöpfung, Sensibilitätsverluste oder eingeschränkte Blasen- und Darmkontrolle. Zudem haben die Frauen den Eindruck, aufgrund ihrer Erkrankung schneller zu altern. Nach ihrer Schädigung hätten sie sich mehr Unterstützung gewünscht, um besser mit der eigenen Sexualität umgehen zu können. Dabei fiel es ihnen vor allem schwer, geeignete sexuelle Positionen zu finden und an ihre Funktionsverluste anzupassen. Aus ihrer Sicht sollten solche Schulungen allerdings erst dann stattfinden, wenn die Betroffenen gelernt haben, ihre Beeinträchtigungen zu akzeptieren.

Die Forscher schlussfolgern, dass Sexualität auch nach einer Rückenmarksschädigung zum Leben gehört. Ergotherapeuten sollten die sexuellen Anliegen betroffener Frauen daher berücksichtigen. Sie können ihnen entsprechende Schulungen anbieten und mit ihnen gemeinsam Strategien entwickeln, um das Vertrauen in die eigene Sexualität zurückgewinnen und intime Beziehungen zu erhalten oder aufzubauen.

fk

AJOT 2015; doi: 10.5014/ajot.2015.015040