Zusammenfassung
Geschlechtsunterschiede bei Empfänglichkeit, Krankheitsverlauf und
Therapieansprechen bei Infektionserkrankungen entstehen aufgrund von
unterschiedlichen biologische Faktoren, wie Einflüssen verschiedener
X-chromosomal-kodierter Gene und hormonell bedingter Faktoren, sowie durch
soziokulturelle Faktoren.
Frauen weisen sowohl eine stärkere angeborene als auch eine ausgeprägtere
adaptive Immunantwort gegenüber verschiedenen Pathogenen und Impfstoffen auf,
was einen Vorteil bei der Bekämpfung von akuten Infektionen darstellt. Aufgrund
einer gesteigerten generalisierten Immunaktivierung in chronisch verlaufenden
Infektionen, wie beispielsweise der HIV-1-Infektion ist dies jedoch mit einem
schnelleren Krankheitsprogress assoziiert. Entscheidend werden
Geschlechtsunterschiede von soziokulturellen Verhaltensmustern beeinflusst,
welche Unterschiede in der Exposition gegenüber verschiedenen Krankheitserregern
mit sich bringen und folglich zu unterschiedlichen Infektionsrisiken zwischen
Frauen und Männern führen.
Es ist wichtig soziokulturelle Hintergründe sowie immunologische Mechanismen,
welche den Geschlechtsunterschieden bei Infektionskrankheiten zugrunde liegen,
besser zu verstehen und weiter zu erforschen. Das ist eine Voraussetzung, um
individualisierte und geschlechtsspezifische Behandlungs- und Impfstrategien,
welche zu effektiveren Therapien und einer Reduktion von Nebenwirkungen führen
können, zu entwickeln. Dies erfordert auch ein ausgeglichenes Verhältnis
weiblicher und männlicher Studienteilnehmer sowohl in
grundlagenwissenschaftlichen als auch in klinischen Studien [10].
Abstract
Differences between women and men range from their anatomy, their natural social
behavior to their susceptibility and response to different pathologies,
including infectious diseases.
The underlying mechanisms of sex differences in infectious diseases are manifold,
including differences in exposure to common pathogens, genetic factors that
modulate immune responses against pathogens and hormonal factors that may alter
susceptibility or disease progression, and responsiveness to treatment. On one
hand, these mechanisms lead to higher innate and adaptive immune responses in
females, which result in faster clearance of acute infections and higher
antibody responses to several vaccines, on the other hand this contributes to an
increased susceptibility to chronic inflammatory diseases.
In this review we summarize the underlying causes of sex differences in
prevalence, clinical course of disease and treatment outcome of infectious
diseases. In order to develop individualized treatment concepts, a fair balance
between the sexes should be maintained in basic science, preclinical and
clinical studies.
Schlüsselwörter
Geschlechtsunterschiede - Infektionskrankheiten - Virale Infektionen
Keywords
Sex differences - infectious diseases - viral infections