Aktuelle Ernährungsmedizin 2020; 45(03): 249
DOI: 10.1055/s-0040-1710290
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„Rezeptentwicklung zur Nahrungsmittelprovokation ‚Double-Blind Placebo-Controlled Food Challenge’ bei Kuhmilch-Allergie im Säuglings- und Kindesalter“ – Zusammenfassung der Abschlussarbeit

M-Y Tran
1   Vital Klinik GmbH & Co.KG, Alzenau-Michelbach, Germany
,
L Page
2   Hochschule Fulda - University of Applied Sciences, Fulda, Germany
,
S Hahn
2   Hochschule Fulda - University of Applied Sciences, Fulda, Germany
› Author Affiliations
 

Studien in Deutschland zeigen, dass die Prävalenz von Sensibilisierungen gegenüber Allergenen im Kindes- und Jugendalter besonders hoch ist. Die Kuhmilchallergie ist die zweithäufigste Nahrungsmittelallergie im Kindesalter. Liegt eine nicht gesicherte Diagnose vor, so besteht die Gefahr einer Mangelernährung, aufgrund einer nicht angepassten Nahrungsrestriktion, die negative Folgen für die Entwicklung der Säuglinge und Kleinkinder birgt. Zur Diagnosesicherung stellt die „Double-Blind-Placebo-Controlled Food Challenge (DBPCFC) die „Goldstandard Methode“ dar, allerdings stehen nur wenige Rezepte für die praktische Durchführung zur Verfügung. Ziel dieser Forschungsarbeit ist die Erarbeitung von standardisierten Rezepten, die sich ich in der Praxis für die DBPCFC eignen.

Zunächst wurden 51 Rezepte zur Verblindung von frischer Kuhmilch erprobt und hinsichtlich der Prüfmerkmale „Farbe“, „Geruch“, „Konsistenz“ und „Geschmack“ bewertet. Die beiden Rezepturen „Apfel-Kokos-Müsli“ und „Sommerlassi“ entsprachen den Anforderungen am besten. Die Qualität der Verblindung wurde im Anschluss unter standardisierten Bedingungen im Sensoriklabor der Hochschule Fulda mittels Dreieckstest geprüft. Es konnten im Schnitt jeweils 64 Tester (Studierende) für die Prüfung rekrutiert werden. Die Datenerhebung erfolgte über einen Fragebogen, der mittels FIZZ by Biosystemes erstellt und ausgewertet wurde. Im Fragebogen wurden die Merkmale der abweichenden Probe erfasst, sowie die Vermutung der Zuordnung der milchenthaltenden Probe.

Aus den generierten Daten geht hervor, dass zwischen Verum und Placebo der jeweiligen Rezepturen ein signifikanter Unterschied vorliegt. Hierbei sind insbesondere „Konsistenz“ und „Geschmack“ der Proben ausschlaggebend. Trotz wahrgenommener Unterschiede sind bei der Verkostung des Apfel-Kokos-Müslis drei von vier (75 %) TeilnehmerInnenunsicher in der Identifizierung der milchenthaltenden Probe. Bei beiden Rezepten ordneten mindestens 50 % der TeilnehmerInnendie milchenthaltende Probe dem Placebo zu.

Angesichts dieser Ergebnisse wird angenommen, dass die Rezepte sich für die Praxis eignen. Die Wahrscheinlichkeit, das Verum und Placebo erkannt werden, ist in der Praxis deutlich geringer, da die Gabe der Proben an unterschiedlichen Tagen erfolgt und somit, anders als im Labor, kein direkter Vergleich der Proben stattfindet. Für die Sicherung der praktischen Tauglichkeit der Rezepturen, sollte eine weitere Erhebung beim Einsatz in der Praxis erfolgen.



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Article published online:
16 June 2020

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