Was kann die ambulante Adipositastherapie bei einem BMI ≥ 40,0 kg/m² leisten?

Fragestellung Nach aktuellen Leitlinien gilt ein BMI≥40,0 kg/m² (ohne bestehende Begleiterkrankungen) als Indikation für bariatrische Verfahren. Geprüft wird, welche Erfolge in diesem BMI-Bereich mit einem ambulanten, ärztlich betreuten Adipositastherapieprogramm erzielt werden und ob es eine Alternative zu bariatrischen Eingriffen bilden kann.

Methodik 1-Jahresergebnisse (ITT-Analyse) von 391 Teilnehmer/innen (TN) eines ärztlich betreuten, ambulanten Adipositastherapieprogramms (36,6 % Männer, 63,4 % Frauen), BMI≥40,0 kg/m². Erfasst wurden: Körpergewicht (KG), BMI, mit Infrarotspektroskopie (Futrex): Fettmasse (FM), fettfreie Masse (FFM), Körperwasser (KW), stoffwechselaktive Masse (SAM=FFM - KW).

Ergebnis Vorgestellt werden die Ausgangswerte sowie die innerhalb 1 Jahres erzielten mittleren Abnahmen der Gesamtgruppe, Männer und Frauen (P≤0,001): KG: 133,9 ± 22,0 kg, Abnahme: 16,3 kg (12,2 %); 149,0 ± 21,6 kg, Abnahme: 19,3 kg (13,0 %); 125,1 ± 16,9 kg, Abnahme: 14,5 kg (11,6 %); BMI: 45,3 ± 5,0 kg/m², Abnahme: 5,5 kg/m²; 45,6 ± 5,3 kg/m², Abnahme: 5,8 kg/m²; 45,1 ± 4,8 kg/m², Abnahme: 5,2 kg/m²; FM: 59,4 ± 10,2 kg, Abnahme: 10,6 kg (17,9 %); 63,5 ± 12,1 kg, Abnahme: 14,8 kg (23,3 %); 57,1 ± 8,1 kg, Abnahme: 8,1 kg (14,2 %). Die Gewichtsreduktion fand primär über FM (>  50 %) statt, FFM, KW, SAM (je in %) nahmen signifikant zu, P ≤ 0,001. Mind. 5, 10, 15, 20 % KG-Abnahme erzielten 77,2 %, 52,7 %, 31,2 %, 17,9 % der TN, jede/r 10. (9,7 %) hatte das Ausgangsgewicht um mind. 25 % reduziert. Der maximale Gewichtsverlust betrug 96,7 kg (44,2 %, von 219,0 kg).

52,7 % verbesserten ihren Adipositas Grad (eingangs III). 35,6 % verminderten ihren BMI auf 35,0- 39,9 kg/m² (Adipositas Grad II), 14,3 % auf 30,0- 34,9 kg/m² (Adipositas Grad I), 2,8 % in den Bereich des Übergewichts (25,0- 29,9 kg/m²).

Schlussfolgerung Die vorgestellten Daten verdeutlichen, dass mit dem ambulanten Adipositastherapieprogramm auch bei BMI≥40,0 kg/m² deutliche Gewichtsverluste erzielt werden können, wodurch sich einige bariatrische Eingriffe vermeiden ließen. Insbesondere aufgrund der langfristigen Folgen und Einschränkungen, die den Betroffenen durch die bariatrischen Maßnahmen im täglichen Leben dauerhaft entstehen, sollte vor den bariatrischen Eingriffen verstärkt an die Option der ambulanten Adipositastherapie gedacht werden.

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Article published online:
16 June 2020